Kopfschmerzen bei Entzündungen der Nase und der Nasennebenhöhlen (Rhinosinusitis)

Sinusitits-Kopfschmerz

Die Nase ist verstopft. Die Nase läuft. Im Taschentuch findet sich wässriges Sekret oder eingedickter, zäher Schleim. Man fühlt Druck um die Augen, im Oberkiefer und im Stirnbereich. Kopfbewegungen verstärken den Schmerz. Man fühlt sich erkältet. Ein fiebriges Gefühl, Halsschmerzen, Husten und Abgeschlagenheit können die Symptome begleiten. Wenn man den Kopf nach vorne beugt, verstärken sich die Schmerzen.

Dies sind Symptome, die dem Sinusitis-Kopfschmerz entsprechen können. Das Wort „Sinus“ steht für Ausbuchtung oder Höhle. Gemeint sind Entzündungen der Nase und der Nasennebenhöhlen, die bei akuter Infektion für Kopfschmerzen verantwortlich sein können. Wissenschaftlich heißt dieser Kopfschmerz „Kopfschmerz zurückzuführen auf eine Rhinosinusitis“, oder in Kurzform „Sinusitis-Kopfschmerz“. Er ist in der internationalen Kopfschmerzklassifikation unter dem Code 11.5 und in der internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD-10) unter dem Code G44.845 klassifiziert.

In der Praxis wird der Sinusitis-Kopfschmerz häufig mit Migräne oder Spannungskopfschmerzen verwechselt. Dabei ist es sehr wichtig,  im Alltag den Kopfschmerz zu identifizieren und genau zu klassifizieren, damit möglichst eine spezifische Behandlung eröffnet wird. Die diagnostischen Kriterien für den Kopfschmerz bei Rhinosinusitis sind wie folgt festgelegt:

A.   Frontaler Kopfschmerz, der von Schmerzen in einer oder mehreren Regionen des Gesichtes, der Ohren oder der Zähne begleitet wird und der die Kriterien C und D erfüllt

B.   Eine akute Rhinosinusitis oder eine akute Exazerbation einer chronischen Rhinosinusitis wurde klinisch, durch nasale Endoskopie, CT- oder MRT-Bildgebung und/oder laborchemisch nachgewiesen

C.   Der Kopfschmerz und/oder Gesichtsschmerz entwickeln sich simultan mit dem Beginn der akuten Rhinosinusitis, beziehungsweise der akuten Exazerbation der chronischen Rhinosinusitis

D.   Der Kopfschmerz und/oder Gesichtsschmerz verschwinden innerhalb von sieben Tagen nach effektiver Behandlung oder Remission der akuten Rhinosinusitis, beziehungsweise der akuten Exazerbation der chronischen Rhinosinusitis

Klinische Symptome, die auf eine Entzündung der Nase oder der Nasennebenhöhlen hindeuten, sind insbesondere Eiteransammlung in der Nasenhöhle, eine Verlegung der Nase, Fieber, eine Reduktion des Geruchssinns oder eine komplette Unfähigkeit zu riechen. Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp können aufgrund der Übereinstimmung der Schmerzlokalisation mit einem Sinusitis-Kopfschmerz verwechselt werden. Eine Untergruppe von Patienten, die die Kriterien der Migräne ohne Aura erfüllen, weist auch zusätzlich Zeichen wie Gesichtsschmerz, verstopfte Nase oder Auslösen von Attacken durch Wetterwechsel auf. Bei diesen Patienten besteht jedoch keine eitrige Sekretion aus der Nase oder andere Zeichen einer akuten Rhinosinusitis.

Als wichtigste Unterscheidungsgrundlage dienen daher Hinweise für eine akute Rhinosinusitis wie eitrige Sekretion aus der Nase, Halsschmerzen, Fieber und Husten. Außerdem werden Sinus-Kopfschmerzen in der Regel nicht von Übelkeit oder Erbrechen begleitet, sie werden auch nicht durch Lärm oder durch Licht verstärkt, besitzen also nicht die typischen Begleitsymptome von Migräneattacken. Mit diesen Merkmalen sollte es daher im Alltag möglich sein, Sinus-Kopfschmerzen von Migräne oder Spannungskopfschmerzen zu unterscheiden.

Häufigkeit

Die Rhinosinusitis ist weit verbreitet. Pro Jahr wird die Diagnose „akute Sinusitis“ über 6 Millionen mal gestellt, die Diagnose „chronische Sinusitis“ rund 3 Millionen mal. Es handelt sich um eine Erkrankung mit hoher und ansteigender Häufigkeit. Bei einer Sinusitis tritt häufig auch eine Bronchitis und umgekehrt auf.

 

 

Ursachen

Eine Rhinosinusitis kann durch virale Infekte, Allergien, bakterielle Infekte, einer reduzierten Immunabwehr, oder bei strukturellen Veränderungen der Nasenhöhle verursacht werden. Lokale Entzündungen und Veränderungen der Druckverhältnisse in der Nase und den Nasennebenhöhlen können Kopfschmerzen bedingen. Gesichert ist die Entstehung von Kopfschmerzen bei einer akuten Rhinosinusitis. Bei einer chronischen Sinusitis ist dagegen die Entstehung von Kopf- oder Gesichtsschmerzen nicht eindeutig, es sei denn, es handelt sich überlagernd um einen akuten Ausbruch einer akuten Sinusitis. Eine Sinusitis kann jeden betreffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Sinusitis entsteht, kann erhöht sein, wenn Erkrankungen wie Asthma, Nasenpolypen, Allergien (insbesondere für Hausstaub oder Pollen), ein geschwächtes Immunsystem oder andere Erkrankungen bestehen.

Sollten die Symptome länger als zehn Tage anhalten, die Kopfschmerzen sehr stark werden, die gewählte Selbstmedikation nicht ausreichend helfen oder Fieber über 38° Celsius entstehen, sollte man sich in ärztliche Behandlung begeben.

Diagnose

 

In erster Linie werden die Symptome einer akuten Rhinosinusitis geprüft. Bei der Untersuchung können sich Hinweise auf eine schmerzempfindliche Stirn- und Kieferhöhlenregion ergeben. Eine endoskopische Untersuchung analysiert eine Verengung der Nasenpassage. Belege für eine bakterielle, oder für eine Pilzinfektion, können durch Schleimhautabstriche erhoben werden. Im Einzelfall können auch bildgebende Untersuchungen wie ein Computertomogramm oder ein Magnetresonanztomogramm erfolgen. In aller Regel benötigt die Diagnose keine apparativen Zusatzuntersuchungen. Sie kann klinisch gestellt werden.

Entstehung

 

In gesunden Nasennebenhöhlen wird Sekret und Schleim abdrainiert und die Atemluft kann durch die Nasenpassage frei zirkulieren. Wenn die Nasennebenhöhlen jedoch akut entzündet sind, werden diese Bereiche verengt und blockiert, Folge ist, dass Sekret und Schleim nicht abtrainiert werden können. Wenn dies der Fall ist, können Bakterien, Viren und Pilze sich im Nasenschleim ausbreiten und schnell vermehren. Obwohl akute virale Infekte sehr häufig die Ursache einer akuten Sinusitis sind, können alle Bedingungen, die den Sekret- und Schleimabfluss behindern, zu einer Sinusitis führen.

Behandlung

Bei akuter bakterieller Rhinosinusitis können vom Arzt Antibiotika verordnet werden. Wird die akute Rhinosinusitis durch Allergien verursacht, kann der Arzt die Behandlung mit Kortikoid-Nasenspray oder -tabletten einleiten.

Die akuten Kopfschmerzen können zusätzlich durch Schmerzmittel wie ASS, Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden. Abschwellende Nasentropfen und Salzspülungen können die Symptome lindern.

Die Behandlung sollte zur Therapie der Verursachung und zur Vermeidung einer chronischen Sinusitis auf eine Verflüssigung des Schleims (Sekretolyse) und auf die Mobilisierung des Schleims durch Reduktion der Schleimviskosität (Mukolyse) basieren. Zusätzlich sollte durch eine Aktivierung der Flimmerhaarbewegung ein verbesserter Abtransport des Schleims ermöglicht werden. Die Ursache von Sinusitis-Kopfschmerzen kann daher durch eine Sekrotolyse und Mukolyse, sowie durch eine verbesserte sekreto-motorische Funktion beseitigt werden. Entzündungshemmende, krampflösende und antimikrobielle Wirkungen der Therapie führen zu einer Reduktion der Schleimhautentzündung und nehmen somit ebenfalls den Kopfschmerzen die Grundlage.

Vorbeugung

Um das Risiko einer akuten Rhinosinusitis zu reduzieren, sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen zur Gesunderhaltung der Nasennebenhöhlenschleimhaut beachtet werden:

1.   Häufig Hände waschen: Händewaschen nach häufigem Kontakt mit vielen anderen Menschen kann helfen, akute Infekte der Nasennebenhöhlen zu reduzieren. Auch eine jährliche Grippeschutzimpfung kann das Auftreten einer akuten Grippeinfektion vermeiden helfen.

2.   Reizungen der Nasennebenhöhlenschleim vermeiden: Wichtigste Regel: Nicht rauchen! Man sollte sich ebenfalls nicht in Umgebungen aufhalten, in denen geraucht wird. Man sollte für frische Luft sorgen und häufig lüften. Luftverunreinigungen und trockene Luft führen zu Schwellungen der Nasennebenhöhlenschleimhaut und begünstigen akute Nasennebenhöhlenentzündungen.

3.   Auf ausreichende Luftbefeuchtung achten: Der Zusatz von Feuchtigkeit zur Raumluft durch Luftbefeuchtungsmaßnahmen kann in der Vorbeugung einer Sinusitis wirksam sein. Überhöhte Raumtemperaturen sollten vermieden werden.

Warnsymptome/Vorsichtsmaßnahmen

 

Bei folgenden Kopfschmerzsymptomen sollte der Arzt aufgesucht werden:

–    Kopfschmerzen wie noch nie: Bei plötzlich auftretenden und sehr schweren bisher unbekannten Kopfschmerzen sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden.

–    Wenn auch in der Vorgeschichte bereits Kopfschmerzen immer wieder auftraten, jedoch ganz ungwöhnliche schwere Kopfschmerzen plötzlich auftreten, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.

–    Bei neu aufgetretenen Kopfschmerzen im Lebensalter über dem 50. Lebensjahr

–    Kopfschmerzen, die von Begleitstörungen wie Gedächtnisreduktion, Konzentrationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Veränderungen der Sprache, Sehstörungen, Schwäche, etc. begleitet werden, sollte ein Arzt konsultiert werden.

–    Kopfschmerzen, die von Fieber, schweren Nackenschmerzen, Nackensteifheit, schwerer Übelkeit und Erbrechen begleitet werden

–    Kopfschmerzen, die mit Augenrötung, Tränenfluss und anderen Symptomen begleitet werden.