Verleihung Plakette Clusterkopfschmerz Comepetence Centrum durch die CSG

[media id=41] Die Medizin unterscheidet heute über 250 verschiedene Formen von Kopfschmerzen. Ungefähr 90 Prozent der Patienten leiden an Migräne und Spannungskopfschmerzen.  Doch es gibt auch seltene Kopfschmerzformen. Dazu gehört der sogenannte Clusterkopfschmerz – und genau darum ging es am Wochenende auf einem Symposium in der Schmerzklinik Kiel.

„Bei mir hat es fünfeinhalb Jahre gedauert, bis die Diagnose gestellt wurde. Ich hatte zwischendurch angeblich alles Mögliche – und wurde natürlich auch immer mit den verschiedensten Medikamenten und Therapien behandelt. Ich weiß gar nicht mehr, was ich da alles bekommen habe.“, erinnert sich der Chemiker Dr. Harald Müller. Er ist Präsident des Bundesverbandes der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppen, CSG e.V. Bundesweit gibt es mittlerweile 32 Selbsthilfegruppen, die miteinander vernetzt sind und eng mit Ärzten zusammenarbeiten. „Das ist wirklich unglaublich wichtig – auch für die Ärzte. Schließlich tauschen wir uns in der Selbsthilfegruppe sehr intensiv aus. Und da diese Krankheit so selten ist, ist es natürlich gut, den Verlauf bei allen Betroffenen zu vergleichen und Daten zu sammeln.“ Das betont auch Prof. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel. In Deutschland sind schätzungsweise 240.000 Menschen betroffen. Zusammen mit dem CSG e.V. hat Göbel bereits vor fünf Jahren das überregionale Clusterkopfschmerz-Competenz-Centrum gegründet: „Nur so können auch bundesweit gemeinsame Forschungsprojekte zur Verbesserung der Versorgung geplant und durchgeführt werden. Außerdem organisieren wir auch überregionale Ärzte-Fortbildungen unter Beteiligung der Selbsthilfegruppen.“ Denn nach wie vor ist der Clusterkopfschmerz auch vielen Ärzten unbekannt. Im Schnitt dauert es acht Jahre bis die Diagnose gestellt wird. Acht Jahre, in denen Patienten unnötige Therapien ausprobieren, die Schmerzen trotzdem nicht besser werden und die psychische Belastung zunimmt. Dabei sei die Diagnose eigentlich ganz einfach, so Prof. Hartmut Göbel: „Der Arzt muss nur wissen, dass es diese Krankheit gibt und wie sie abläuft. Dann ist die Diagnose oft eindeutig: Hinter dem Auge treten plötzlich ganz starke Schmerzen auf, so als ob das Auge mit einem glühenden Messer herausgestochen wird. Das Auge ist hochrot, tränt, die Nase läuft und der Betroffene verspürt einen starken Bewegungsdrang. Es sind die schwersten Schmerzattacken, die Menschen erleiden müssen. Und diese Attacken können dann bis zu achtmal täglich auftreten.“  Daher hat der Cluster-Kopfschmerz auch seinen Namen. Cluster heißt wörtlich „Haufen“ und meint in diesem Zusammenhang: zeitlich gehäuft. Denn diese Attacken treten periodisch auf. Monate lang hat der Patient keine Beschwerden und dann plagen ihn wochenlang die Schmerzen. In so einer Schmerzphase sei an ein normales Arbeitsleben nicht zu denken, so Dr. Harald Müller. „Diese Krankheit zieht so vieles nach sich – auch im sozialen Umfeld, im Arbeitsleben, überall. Aber man kann die Krankheit sehr gut in den Griff bekommen – auch wenn sie noch nicht heilbar ist.“ So nimmt Müller vorbeugend Medikamente, trägt eine Sonnenbrille, wenn es hell ist und weiß, was er einnehmen muss, wenn er eine akute Attacke bekommt. Und genau dieses Wissen möchten er und die CSG e.V. weitergeben – an Betroffene, Ärzte und die Öffentlichkeit. Deswegen wird er auch beim nächsten Symposium wieder dabei sein. Denn es ist noch ein langer Weg, bis der Clusterkopfschmerz auch in den Köpfen der Menschen angekommen ist, die ihn nicht selber erleben.