Isoptin RR: ungewöhnlich lange Lieferzeiten

Zur vorbeugenden Behandlung von Clusterkopfschmerzen sind viele Patientinnen und Patienten auf die konstante Einstellung mit retardiertem Verapamil angewiesen. Durch diese Darreichungsform wird der Wirkstoff Verapamil langsam über 12 Stunden kontinuierlich konstant freigegeben. Obwohl zahlreiche retardierte Verapamil-Präparate zur Verfügung stehen, haben viele Patienten die Erfahrung gemacht, dass eine zuverlässige Wirkung nur durch das Präparat Isoptin RR zu erzielen ist und bei einer Umstellung wieder erneut Attacken auftreten. In den letzten Wochen erhielten wir zahlreiche besorgte Hinweise von Betroffenen, dass das Präparat Isoptin RR nicht lieferbar sei und ungewöhnlich lange Lieferzeiten über 10 Wochen und mehr von den Apotheken in Aussicht gestellt wurden.

Verapamil ist nicht gleich Verapamil

Immer wieder sind Clusterkopfschmerzpatienten mit der Situation konfrontiert, dass das verordnete Präparat in der Apotheke ausgewechselt wird. Ein Problem dabei ist, dass anstatt eines retardierten Verapamil-Präparats ein nicht-retardiertes abgegeben wird. Die Wirkung wird damit drastisch reduziert. Insbesondere ist die Wirkung in der Nacht damit in der Regel nicht mehr gegeben. Clusterkopfschmerzattacken treten besonders häufig ab 2-3 Uhr am Morgen auf. Bei einer Wirkung von 4 Stunden von nicht-retardierten Präparaten ist bei Einnahme am Vorabend ab Mitternacht kaum noch Wirkung zu erwarten. Die Betroffenen sind dann ohne Schutz. Auch während des Tages können Lücken entstehen und Attacken auftreten.

Patienten in Sorge

Nach unseren Erfahrungen haben unterschiedliche retardierte Verapamil-Präparate eine nicht vergleichbare Freisetzungsgeschwindigkeit und -dauer. Es ist daher im Einzelfall nicht vorherzusagen, ob eine bisher bewährte Einstellung durch Umstellung auf ein anderes retardiertes Verapamil-Präparat weiterhin wirksam ist. In Hinblick auf die Schwere von Clusterkopfschmerzattacken sind viele Patienten daher aktuell in Sorge, weil durch die Lieferverzögerungen eine durchgehende Versorgung mit Isoptin RR nicht gewährleistet ist. Die Lieferschwierigkeiten waren ohne Ankündigung erfolgt und eine Bevorratung war nicht möglich.

Grund: Wechsel der Produktionsstandorte

Laut aktueller Rücksprache mit der Herstellerfirma wurde mitgeteilt, dass die Herstellung von Isoptin RR zu 240 mg von der Firma Abbott zur Fa. Mylan-Healthcare umfirmierte. Dies ging mit einem Wechsel der Produktionsstandorte einher. Dadurch seien die Lieferverzögerungen bedingt. Das Präparat Isoptin RR werde jedoch wieder auf dem Markt verfügbar sein. Voraussichtlich wird dies ab Mitte August 2015 der Fall sein.

Alternative: Isoptin KHK bereits ab 20. Juni 2015 wieder lieferbar

Auch das Präparat Isoptin KHK enthält identisches retardiertes Verapamil in einer Dosierung von 120 mg. Dieses sei bereits wieder ab 20. Juni 2015 erhältlich. Betroffenen Patienten kann daher empfohlen werden, dass sie anstatt der Dosierung von Isoptin RR mit 240 mg retardiertem Verapamil zwei Kapseln Isoptin KHK zu je 120 mg retardiertem Verapamil verwenden. Isoptin RR und Isoptin KHK haben die gleichen pharmakologischen Eigenschaften, es ist nicht zu erwarten, dass eine unterschiedliche Wirkung durch den Austausch entsteht.