Der Impfschutz gegen Covid-19 ist allgemein, aber besonders bei Männern, älteren und gebrechlichen Menschen zeitlich begrenzt, wie eine aktuelle Studie aus Schweden zeigt:
Klinische Studien haben eine hohe Wirksamkeit der Coronavirus-Krankheit 2019 (Covid-19) Impfstoffen gegen das Risiko von Infektionen und schweren Erkrankungen belegt. Allerdings haben Berichte über Durchbruchsinfektionen und nachlassende Immunität Bedenken hinsichtlich der Dauer des Impfschutzes und die Frage aufgeworfen, ob zusätzliche Auffrischimpfungen gerechtfertigt sind. Derzeit gibt es einige Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Infektionen bis zu 6 Monate nach der Impfung nachlässt, wobei der Schutz vor schweren Erkrankungen besser erhalten zu bleiben scheint. Allerdings ist die Beweislage begrenzt und uneinheitlich, was zum Teil an der Bewertung von Impfstoffen liegt, die unterschiedliche Langzeitwirkungen haben können. Insbesondere ist nicht bekannt, ob die Wirksamkeit des Impfstoffs über 6 Monate hinaus anhält.

Die neuen Fakten: In dieser umfangreichen schwedischen Studie nahm die Wirksamkeit des Impfstoffs BNT162b2 (Biontech/Pfizer) gegen symptomatische Infektionen schrittweise von 92 % im ersten Monat auf 47 % in den Monaten 4-6 ab. Ab dem 7. Monat wurde keine Wirksamkeit mehr festgestellt. Die Wirksamkeit von mRNA-1273 (Moderna) nahm etwas langsamer ab, während die Wirksamkeit von ChAdOx1 nCoV-19 (AstraZeneca) generell geringer war. Insgesamt nahm die Wirksamkeit bei Männern und älteren Personen schneller ab. Für die Parameter Krankenhauseinweisung oder Tod nahm die Wirksamkeit (jedes Impfstoffs) von 89 % im ersten Monat auf 42 % ab dem 6. Monat in der Gesamtpopulation ab. Ein ausgeprägterer Rückgang war insbesondere bei Männern, älteren gebrechlichen Personen und Personen mit Komorbiditäten festzustellen. Bei Astrazeneca war bereits nach vier Monaten eine Schutzwirkung vor einer Coronavirus-Infektion nicht mehr gegeben. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer schützte nach sechs Monaten nur noch 23 Prozent. Der Wirkstoff von Moderna zeigte nach sechs Monaten die vergleichsweise höchste Schutzwirkung von rund 60 Prozent. Mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson wurde in Schweden nicht geimpft, daher liegen für diesen Impfstoff keine Daten vor.

Schlussfolgerungen aus den verfügbaren Daten: Die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen symptomatische Covid-19-Infektionen nimmt im Laufe der Zeit progressiv für alle Untergruppen hinweg ab, jedoch je nach Art des Impfstoffs in unterschiedlichem Maße und schneller bei männlichen, älteren und gebrechlichen Personen. Die Wirksamkeit gegen Krankenhausaufenthalte oder Tod scheint bis zu 9 Monaten hochzubleiben, allerdings nicht bei Männern, älteren Personen und Menschen mit Begleiterkrankungen. Dies stärkt die evidenzbasierte Notwendigkeit für die Verabreichung einer dritten Auffrischungsdosis.

Prof. Dr. Hartmut Göbel: „Die Daten legen nahe, dass wir spätestens in August 2021 mit voller Kraft mit Auffrischimpfungen hätten starten müssen, um die jetzige 4 Welle wirksam zu verhindern. So wird es schlimm werden. Es sind 4 Monate nach 12.“

Die Abb. zeigt die Wirkdauer der verschiedenen Impfstoffe.

 
Quelle: Nordström, Peter and Ballin, Marcel and Nordström, Anna, Effectiveness of Covid-19 Vaccination Against Risk of Symptomatic Infection, Hospitalization, and Death Up to 9 Months: A Swedish Total-Population Cohort Study. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=3949410 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3949410