(Gießen, 24.11.2011) Anlässlich des 2. Kongresses „Kommunale Kooperation – Regionales Zukunftsmanagement“ am 24. November 2011 in Gießen wurde das integrierte Kopfschmerz-Behandlungskonzept einschließlich dem regionalen und bundesweiten Kopfschmerzbehandlungsnetz der Schmerzklinik Kiel mit dem GenoFutura-Award 2011 ausgezeichnet. Der GenoFutura-Award zeichnet neue Lösungen für die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen, der regionalen Wirtschaft und den Menschen vor Ort aus. Der GenoFutura-Award 2011 würdigt insbesondere herausragende Leistungen aus dem Bereich der Sozial- und Gesundheitswirtschaft.
Der Initiator des integrierten Kopfschmerzbehandlungsnetzes und Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, Prof. Dr. Hartmut Göbel, bedankte sich bei dem Organisator des Kongresses und dem Vorsitzenden der Jury Prof. Dr. Wolfgang George: „Alle Beteiligten, die Spezialisten der verschiedenen Gesundheitsberufe, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und Gesundheitspolitik, freuen sich über diese besondere Auszeichnung. Durch Vernetzung und Kooperation das moderne Wissen direkt in die Versorgung zu bringen, Schmerzen zu lindern und Kosten zu senken, sind unsere Ziele für die soziale und gleichzeitig ökonomische Wertschöpfung regional und überregional. Die Auszeichnung motiviert uns und ist ein besonderer Meilenstein auf dem Weg hin zu einer verbesserten Lebensqualität und Linderung von Schmerz und Leid“.
Kopfschmerzen und Migräne sind die Volkskrankheit Nr. 1. Sie zählen zu den teuersten Erkrankungen des Menschen. Sie führen neben individuellem Leid zu hohen direkten und indirekten Kosten für die soziale Gemeinschaft. Die Regelversorgung von Kopfschmerzpatienten erfolgt überwiegend in abgegrenzten Sektoren des Gesundheitssystems. Viele Betroffene mit chronischen Kopfschmerzen behandeln sich aufgrund mangelnder Effizienz außerhalb des professionellen Bereichs und weichen frustriert auf Außenseitermethoden aus. Über Monate und Jahre entwickelt sich eine weitere Chronifizierung der Kopfschmerzerkrankung, schwerwiegende Organkomplikationen führen die Patienten dann wieder in die medizinische Behandlung zurück. Dabei entstehen sehr hohe direkte und indirekte Kosten.
Aufbauend auf diesem Szenario wurde in Kooperation mit der AOK-Schleswig-Holstein landesweit und der Techniker Krankenkasse bundesweit ein koordiniertes Konzept einer integrierten Kopfschmerzversorgung erarbeitet. Ein regionaler und nationaler Verbund von ambulant und stationär tätigen erfahrenen Schmerztherapeuten wirkt dabei Hand in Hand zusammen, um Schmerzen fach- und sektorenübergreifend zu lindern. Im Mittelpunkt steht dabei ein bundesweites flächendeckendes Behandlungsnetz für die Versorgung sämtlicher Kopfschmerzformen und die Koordination aller Sektoren. Die beteiligten Berufsgruppen behandeln nach aktuellen Leitlinien und auf wissenschaftlichem Stand. Ambulante, rehabilitative und vollstationäre Therapien sind eng aufeinander abgestimmt und im zeitlichen Ablauf miteinander verzahnt. Die Patienten sind aktiv über Selbsthilfegruppen eingebunden. Bundesweit arbeiten mehr als 450 regionale Schmerztherapeuten sowie stationär tätige Schmerztherapeuten vernetzt zusammen. Die Qualität der Behandlung ist durch eine kontinuierliche wissenschaftliche Begleitforschung belegt, die nachhaltige Kosteneffizienz in allen Sektoren des Gesundheitssystems ist durch Analyse der direkten und indirekten Kosten bestätigt.
Das Vorhaben wurde im Mai 2007 gestartet. Mittlerweile sind fast alle großen Krankenkassen dem Versorgungsprojekt beigetreten. Das Behandlungsnetz belegt die hohe klinische und wirtschaftliche Effizienz der spezialisierten Schmerztherapie. Es zeigt, dass durch eine effektive und zeitgemäße koordinierte Therapie Schmerzen effektiv gelindert, Kosten nachhaltig gesenkt und Arbeitsunfähigkeit abgewehrt werden können. Die Patientenzufriedenheit ist sehr hoch. Über Risk-Share-Regelungen können auch die Leistungserbringer direkt am Erfolg ihrer Therapie partizipieren.
Der GenoFutura-Award würdigt herausragende Leistungen und innovative Projekte aus dem Bereich der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Ich habe mich daher sehr gefreut, als ich erfuhr, daß diesem Jahr das integrierte Kopfschmerz-Behandlungskonzept einschließlich des gesamten Kopfschmerzbehandlungsnetzes der Schmerzklinik Kiel mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.
Die Versorgung, gerade von Schmerzpatienten, war in der Vergangenheit immer sehr schwierig und wurde stiefmütterlich behandelt. Das Konzept der integrierten Versorgung, das seinerzeit maßgeblich in Kiel entwickelt wurde, war seinerzeit ein neuer, experimenteller, aber richtungsweisender Ansatz.
Das große Potential dieses neuen Konzeptes zeigte sich schon sehr rasch insbesondere auch bei der oft sehr anspruchsvollen und aufwändigen Versorgung von Patienten mit seltenen Kopfschmerzerkrankungen, wie es beispielsweise die trigeminoautonomen Kopfschmerzerkrankungen darstellen.
Mittlerweile hat sich dieses Konzept der integrierten Versorgung als feste und belastbare Basis bei der Versorgung von Kopfschmerzpatienten erwiesen.
Es ist wunderbar, daß dies nun eine solch schöne Würdigung und Anerkennung erfahren hat.
Besonders möchte ich dem Initiator des integrierten Kopfschmerzbehandlungsnetzes, Herrn Prof. Dr. Göbel danken, dessen große visionäre Kraft und unermüdlicher, stets vorbildgebender Einsatz viele Behandler und Helfer im gesamten Land dazu begeisterte, beim Netzwerk mitzuwirken und somit das Fundament für den Erfolg des Netzwerkes legte.
Seine Überzeugung, daß Vernetzung und Kooperation spezialisiertes Wissen nachhaltig verfügbar macht, hat sich als wirkungsvoller und belastbarer Weg erwiesen, um gerade auch die Patienten mit schweren und seltenen Kopfschmerzerkrankungen zu behandeln.
Dafür bin ich sehr dankbar und freue mich für die Beteiligten über die Auszeichnung, die diese herausragenden Leistungen würdigt.
Im Namen des Bundesverbandes der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppen – CSG e.V. möchte ich allen Beteiligten die herzlichsten Glückwünsche zu dieser besonderen Auszeichnung aussprechen.
Ihr
Dr. Harald Müller
Lieber Herr Professor Göbel,
von Herzen gratuliert Ihnen die CSG e.V. – und auch ich persönlich – zu dieser Würdigung Ihrer Arbeit.
Haben Sie doch endlich einmal das Schmerzgeschehen und dessen geeignete Therapie in den Focus der niedergelassenen Mediziner geschoben und mit dem bundesweiten Kopfschmerznetzwerk, dem als Nachsorger neben der Migräne liga auch der Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. angehört, einen Riesenschritt in Richtung adäquate Versorgung von Kopfschmerzpatienten gemacht.
Namens der Clusterkopfschmerz-Patienten der CSG e.V. danke ich Ihnen für diese Initiative und freue mich auf ein noch lange erfolgreiche gewinnbringende Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihrem Haus.
Herzlichen Glückwunsch
Ihr
Jakob C. Terhaag