Bei ca. 10 % der Menschen, die an Migräne leiden, beginnt der eigentliche Migräneanfall mit neurologischen Störungen. Die Zeitphase, in der diese Störungen beobachtet werden können, wird Aura genannt. Der Ursprung des Wortes Aura wird auf Pilops, einen Lehrer Galens zurückgeführt. Pilops beobachtete das typische Ausbreitungsphänomen der Migräne. Die neurologischen Störungen begannen in der Hand oder im Fuß und breiteten sich allmählich aufsteigend bis zu dem Kopf hinauf aus. Als Erklärung solcher Ausbreitungen vermutete Pilops, dass kalte Dämpfe von den Extremitäten im Körper zum Hirn sich allmählich aufsteigend ausdehnen. Diese aufsteigenden lufthaltigen Dämpfe sollten sich in den Adern bewegen. Entsprechend nannte er die Vorgänge während der neurologischen Symptomatik von Migräneanfällen lufthaltigen Dampf: Das Wort »Aura« ist die griechische Bezeichnung für Dampf. Moderne Konzepte zur Entstehung der Migräne gehen davon aus, dass während der Attacke die Funktion der Hirnrinde vorübergehend gestört ist und diese Störungen sich zeitlich ausbreiten. Es ist deshalb verständlich, dass gerade innerhalb der Funktionen der Hirnrinde mit allen ihren integrativen Leistungen Symptome auftreten können.
Die Migräneaura kann sämtliche neurologischen und psychologischen Funktionen des Zentralnervensystems betreffen. Charakteristisch ist bei der Migräneaura, dass die Symptome anfallsweise episodisch auftreten, in einem bestimmten Zeitrahmen allmählich zunehmen und dann wieder abklingen. Einfache, strukturelle Veränderungen sind z.B. leuchtende Funken, Blitze, geometrische Figuren, wie Zick-Zack-Linien, Kreise, sägezahnblattartig strukturierte Figuren, und weitere denk- bzw. undenkbare Erscheinungsweisen. Diese Seheindrücke können singulär im Gesichtsfeld auftreten, sie können sich aber auch in einer Vielzahl, geradezu wie Vogelschwärme, im Gesichtsfeld bewegen. Die Eindrücke können angenehmer Natur sein, den Betroffenen interessieren und sogar zum Teil mit entzückter Ergriffenheit aufgrund der Schönheit beobachtet werden. Andererseits können sie auch aufgrund der großen Intensität schmerzhaft erlebt werden und z.B. in dem Fall, dass eine Erblindung eintritt, mit großer Angst und Befürchtungen verbunden sein. Die Eindrücke können nebenbei wahrgenommen werden, so als sei die Brille etwas verschmutzt durch Schlieren und Schleier auf dem Brillenglas. Andere erleben diese Eindrücke so, als ob man durch erwärmte Luft blickt und ein entsprechendes Schlierenbild sieht. Wieder andere empfinden ihre Seheindrücke wie ein Spiegelbild der Umgebung auf einer von einem Wind gekräuselten Wasserfläche – verwischt und in Unruhe.
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