Dieses umfangreiche Update der Migräne-App 04/2020 der Schmerzklinik Kiel und der Techniker Krankenkasse (TK) fügt viele neue Funktionen und Optimierungen hinzu, u.a.:

  • Neuer Score für Grad der Behinderung durch Kopfschmerzen (GdBK-Score)
  • Prospektive Erfassung der Beeinträchtigung der Arbeit, des familiären und des sozialen Lebens durch Kopfschmerzen
  • Prospektive Erfassung des Grades der Behinderung durch Kopfschmerzen (GdBK-Score)
  • Neue Erinnerungsfunktion für vorbeugende Medikamente
  • Neue Erinnerungsfunktion für Datensicherung und Backup
  • Aktualisierung der Medikamenten-Datenbank
  • Aktualisierung der Mediathek und der Informationstools
  • Anpassungen an aktuelle Betriebssysteme
  • Zahlreiche Optimierungen von Funktionen im Detail und vieles mehr!
  • Informieren Sie sich in den Video-Anleitungen (Auswahl im Menü), damit Sie die umfangreichen Funktionen kennen und nutzen können.

Die Migräne-App ist ein digitales Versorgungsangebot, das direkt in die professionelle ärztliche Versorgung eingebunden ist. Sowohl Patienten als auch die behandelnden Ärzte sollen unterstützt werden. Damit in der ärztlichen Sprechstunde ein direkter Weg zu den durch die Migräne-App erstellten Datenanalysen möglich ist, wurde auf der Übersichtsseite ein Direktlink zu den Sprechstunden-Checklisten hinzugefügt.

Neue Sprechstunden-Checklisten für den Arzt

Anhand von quantitativen Verlaufsparametern wird es Patient und Arzt möglich, die Therapieanpassung zu optimieren, den Verlauf zu kontrollieren und die Effektivität der Behandlungsmaßnahme zu steigern. Dafür wurde in die Migräne-App die Sprechstunden-Checkliste integriert. Sie kann direkt über die Übersichtsseite der App durch Patient oder Arzt im Cockpit aufgerufen werden. Hier findet sich die Sprechstunden-Checkliste mit den zusammengefassten Datensätzen für das laufende Jahr und für das Vorjahr. Diese Analyse kann auf Wunsch als Pdf-Formular z.B. per E-Mail exportiert werden und in das Praxisinformationssystem des Arztes integriert werden. Damit kann auch eine Speicherung der Daten in der elektronischen Patientenakte ermöglicht werden. Der Datenabruf kann nur aktiv durch Autorisierung des Patienten erfolgen.

Analyse der Kopfschmerzmerkmale

Die Jahresauswertung zeigt die aggregierten Datensätze für den jeweiligen Monat des Jahres. In den ersten vier Spalten werden verschiedene Kopfschmerzphänotypen differenziert. Spalte A enthält die Tage mit einer Migräneaura,  Spalte M die Tage mit einer Migräne, Spalte S die Tage mit einem Kopfschmerz vom Spannungstyp und Spalte U für andere unbestimmte Kopfschmerzformen. Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp sind für ca. 92% aller Kopfschmerzen in der Bevölkerung verantwortlich. Daher konzentriert sich die Migräne-App auf diese beiden Hauptformen. Sollten andere Kopfschmerzformen, die nicht diesen Phänotypen entsprechen, vorhanden sein, werden sie in der Spalte U, d.h. unbestimmter Typ, subsumiert. Da die Internationale Kopfschmerzklassifikation 367 Hauptformen von Kopfschmerzen differenziert ist es nicht möglich, eine sinnvolle Dokumentation aller Kopfschmerzphänotypen und Kopfschmerzunterformen zu dokumentieren.

Sprechstunden-Checkliste für Patient und Arzt

Erfassung der kopfschmerzbedingten Behinderung

Die Nutzung der Migräne-App erfordert einen geschulten Patienten, der seine Kopfschmerzform im Alltag differenzieren kann. Da auch der Patient im Alltag wissen muss, bei welcher Kopfschmerzform er welche Akuttherapie oder sonstige Behandlungsmaßnahmen einsetzt, ist die Unterscheidung des Kopfschmerzphänotyps für ein professionelles Behandlungsgeschehen Voraussetzung. Daher muss die Migräne-App auch nicht sämtliche Merkmale des Kopfschmerzphänotyps für jeden Anfall prospektiv abfragen, da diese Entscheidung durch den Patienten getroffen wird. Der Patient gibt die entsprechenden Merkmale im Menü „Schnelleingabe“ ein und dokumentiert auch die Schwere, die Dauer, die Art des verwendeten Akutmedikamentes sowie dessen Effektivität. Gleichzeitig dokumentiert er die Auswirkungen der Kopfschmerzen auf die Arbeitstätigkeit, auf die Tätigkeit im Haushalt sowie auf die Tätigkeit in der Freizeit. Die Migräne-App erfasst dabei progressiv den Grad der Auswirkung auf diese Tätigkeitsfelder. Eine Einschränkung der Tätigkeit um mehr als 50% wird für die Erfassung des Grades der Behinderung durch Kopfschmerzen dokumentiert. Ebenfalls erfasst die Migräne-App, ob die Aktivität durch Kopfschmerzen für den jeweiligen Bereich komplett unmöglich gemacht wird. Betrifft dies die Arbeit, wird ein Tag mit Arbeitsunfähigkeit registriert. Wird die Tätigkeit im Haushalt oder in der Freizeit komplett unmöglich gemacht, wird dies mit 100%iger Beeinträchtigung dokumentiert. Die Tage der Beeinträchtigung durch die Kopfschmerzen werden pro Monat summiert und in der letzten Spalte als GdBK-Punkte abgebildet, als Grad der Behinderung durch Kopfschmerzen. Somit erhalten Patient und Arzt ein direktes Abbild der für die Kopfschmerzen bedingte Behinderung im jeweiligen Monat. Dieser Score wird analog zum MIDAS-Score errechnet. Im Unterschied zum MIDAS-Score werden die Daten jedoch fortlaufend prospektiv erhoben, so dass die Verlässlichkeit deutlich höher anzusehen ist. Der MIDAS-Score erfasst die entsprechenden Beeinträchtigungen für den Zeitraum von drei Monaten rückblickend aus dem Gedächtnis. Es ist evident, dass der dadurch erhobene Wert wesentlich fehleranfälliger ist. Die Analyse der so erhobenen Verlaufsparameter kann jetzt direkt für die Therapieentscheidung herangezogen werden. Eine bedeutsame Abnahme der Migränetage pro Monat um mindestens 50% kann die Wirkung einer gewählten Kopfschmerzprophylaxe operational belegen. Der behandelnde Arzt kann direkt ablesen, ob z.B. das gewählte Medikament effektiv ist oder eine Therapieanpassung durch Dosissteigerung oder Umwechseln des Medikamentes erforderlich ist. Auch ist durch die Analyse der Kopfschmerztage pro Monat die Entstehung einer chronischen Migräne abbildbar. Ist für einen Zeitraum von mehr als drei Monaten die Summe der Migränetage und der Tage mit anderen Kopfschmerzen 15 oder höher, kann die Diagnose einer chronischen Migräne begründet sein.

Analyse der Schwere und Dauer der Kopfschmerzanfälle

Ob die Kopfschmerztherapie im Verlauf effektiv ist, kann auch an der Schwere und Dauer der Kopfschmerzanfälle abgeleitet werden. Für die Schwere und für die Dauer wird jeweils die Summe der einzelnen Werte pro Monat gebildet und gleichzeitig ein Mittelwert daraus errechnet. Die Schwere der Kopfschmerzen wird mit einem Score (0= kein, 1= schwach, 2= mittel, 3= stark, 4= sehr stark) dokumentiert. Die jeweiligen Graduierungen sind in der Legende auf dem Auswertungs-Pdf beschrieben. Eine Reduktion der durchschnittlichen Schwere sowie eine Reduktion der durchschnittlichen Dauer der Kopfschmerzanfälle kann als Effektivität einer vorbeugenden Behandlung, als auch der Akutbehandlung herangezogen werden.

Analyse der Medikamentenwirkung

Die operationale Bewertung der Wirkung der Akuttherapie kann über die Analyse der Medikamentenwirkung erfolgen. Zunächst werden je Monat die Einnahmetage für die Akuttherapie ausgewiesen. Die Abnahme der Notwendigkeit für die Einnahme von Akutmedikation kann ebenfalls als Hinweis für eine wirksame Prophylaxe interpretiert werden. Auf der anderen Seite kann die Zunahme oder gar das Überschreiten der Einnahmetage pro Monat über 10 und mehr Tage im Monat als Hinweis für eine zunehmende Chronifizierung und Entwicklung eines Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes bewertet werden. Hier gilt es, mit dem Patienten eingehend zu besprechen, dass die 10-20-Regel eingehalten werden muss und dass das Überschreiten der 10er Grenze eine weitere Chronifizierung fördert. Allein durch den Hinweis auf eine entsprechende Begrenzung der Akutmedikamenteneinnahme pro Monat und möglicherweise die Einweisung in die Durchführung einer Medikamentenpause kann eine entscheidende Stabilisierung und Besserung des Kopfschmerzgeschehens ermöglichen.

Die Wirkung der Akutmedikation kann mittels des Medikamenteneffektes bestimmt werden. Dafür wird ein Score zum Medikamenteneffekt ausgewiesen. Der Medikamenteneffekt (Graduierung 0= kein Effekt, 1= schwach, 2= mittel, 3= gut, 4= sehr gut) zeigt im schlechtesten Fall einen Effekt von 0 und im besten Fall einen Effekt von 4. Idealerweise wird ein Score zwischen 3-4, d.h. gut bis sehr gut, angestrebt. Sollte der Score unter 3 liegen, sollte eine Anpassung der Akuttherapie erwogen werden.

Grad der Beeinträchtigung der Kopfschmerzen: GdBK-Score

Die Auswirkungen der Kopfschmerzen auf die Tätigkeit im Beruf, Schule und Studium sind für die Beurteilung der Schwere des Kopfschmerzleidens besonders relevant. Dies gilt auch für die Auswirkung auf die Tätigkeit im Haushalt sowie auf die Freizeittätigkeit und die gesellschaftlichen Aktivitäten. Die Migräne-App dokumentiert den Grad der Beeinträchtigung durch die Kopfschmerzen für die jeweiligen Bereiche fortlaufend prospektiv und aggregiert diese Daten monatlich. Je Monat wird die Summe der jeweils beeinträchtigten Tätigkeitsfelder zu einem Gesamt-Score gebildet. Dieser Gesamt-Score wird als GDBK-Punkt-Score bezeichnet und bildet den Grad der Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen quantitativ ab. Die GDBK-Punkte könne somit direkt für den jeweiligen Monat die kopfschmerzbedingten Beeinträchtigungen quantifizieren. Die Zunahme oder die bedeutsame Abnahme kann direkt quantitativ in der Verlaufskontrolle die Effektivität der Kopfschmerzbehandlung und die Auswirkungen der Kopfschmerzen auf die Lebensqualität dokumentieren. Eine Reduktion des GdBK-Scores um 30% und mehr kann als eine klinisch bedeutsame Verbesserung angesehen werden.

Durch die Sprechstunden-Checkliste ist es Arzt und Patient unmittelbar möglich, das Kopfschmerzgeschehen in den letzten Monaten zu verfolgen und eine individuell datenbasierte Therapieanpassung vorzunehmen. Wesentlich dabei ist jedoch, dass der Arzt eine sachgerechte Interpretation des Datenmusters vornehmen kann. Ist er entsprechend geschult, ist die Migräne-App ein objektives Arbeitswerkzeug für die Verlaufsanalyse und die Therapieoptimierung im Versorgungsgeschehen sowohl für Patient als auch für den Arzt.

Erinnerungsfunktion für vorbeugende Medikamente

Für den Patienten selbst wurden zahlreiche neue Funktionen eingefügt. Im Menü „Einstellungen“ gibt es eine Erinnerungsfunktion für vorbeugende Medikamente. Die Migräne-App erinnert an die Medikamenteneinnahme. Dazu schickt sie auf das Mobiltelefon ein Pop-Up mit dem der Nutzer an die Medikamenteneinnahme zum jeweiligen Zeitpunkt hingewiesen wird. Die Erinnerungsfunktion kann je nach Einnahmefrequenz gewählt werden, z.B. tägliche Einnahme, mehrmalige tägliche Einnahme, monatliche Einnahme oder Einnahme im Abstand von 4 Wochen oder im Abstand von 12 Wochen etc.

Erinnerungsfunktion für die Datensicherung

Des Weiteren wurde eine Erinnerungsfunktion für die Datensicherung und für ein Datenbackup eingebaut. Die Migräne-App erinnert im Abstand von vier Wochen an die Datensicherung. Dazu schickt man sich die Datenbank an sein eigenes E-Mail-Konto. Sollte das Mobiltelefon verloren gehen, kann bei einer Neuinstallation diese Datenbank direkt eingelesen werden und die gesammelten Daten gehen nicht verloren.

Aktualisierte Medikamentendatenbank

Ebenfalls wurde die in der Migräne-App installierte Medikamentendatenbank aktualisiert und enthält die für die Migräne- und Kopfschmerztherapie relevanten aktuellen Medikamente.

Aktualisierung Mediathek und die Informationstools

Die Mediathek und die Informationstools der Migräne-App wurden ebenfalls aktualisiert und erweitert.

Anpassung an aktuelle Betriebssystemversionen

Technische Änderungen betreffen die Anpassungen an die aktuellen Betriebssystemversionen und zahlreiche Optimierungen von Funktionen im Detail.

Videoanleitungen helfen Nutzung zu optimieren

Um alle Funktionen der Migräne-App zu verstehen, sollte man die Videoanleitungen Stück für Stück ansehen. Dies ermöglicht, die umfangreichen professionellen Funktion der Migräne-App zu nutzen und zu kennen.