London, 10. Januar 2019. Das nationale Institut für Gesundheit und Versorgungsexzellenz (National Institute for Health and Care Excellence, NICE) bewertet für das Gesundheitsministerium des Vereinigten Königreiches Leitlinien für Gesundheitstechnologien, die klinische Versorgungspraxis und Prävention. Die Leitlinien basieren primär auf der Analyse der Wirksamkeit und der Kosteneffektivität. NICE bewertet, ob neue Behandlungsmethoden einen Mehrwert im Vergleich zu anderen Behandlungen zur Verfügung stellen, die nicht zum Zuge kommen, wenn die neue Therapieform eingesetzt wird.

In einem Entwurf zur Bewertung von Erenumab zur Vorbeugung der Migräne formuliert NICE, dass Erenumab (Aimovig) nicht kosteneffektiv sei. Die Leitlinie analysierte Erenumab zur Vorbeugung der chronischen und episodischen Migräne bei Erwachsenen, welche vier oder mehr Migräneepisoden pro Monat oder mehr aufweisen und bei denen mindestens drei andere vorbeugende Behandlungen nicht wirksam waren.

Die vorliegenden Studien würden nach Auffassung von NICE belegen, dass Erenumab eine klinisch effektive Behandlung sei. Jedoch schlussfolgerte das Komitee, dass die vorliegenden Studien nicht das Patientenspektrum widerspiegeln würden, welches im Gesundheitswesen behandelt werde. Zudem würden die Studien nicht die erforderlichen Vergleichsdaten zu den bisherigen Medikamenten zur Verfügung stellen. Aus diesem Grunde würden strengere Maßstäbe an die Bewertung der Kosteneffektivität angelegt als üblicherweise, wenn Unsicherheiten bezüglich der Wirksamkeitsbelege bestehen würden.

In Hinblick auf die schwere Behinderung, die durch Migräne bedingt werde, sei es nach Angaben des Direktors von NICE enttäuschend, dass NICE aufgrund dieser Tatsache nicht in der Lage sei, eine positive Empfehlung für Erenumab abzugeben.

Es gäbe nicht ausreichende Belege dafür, dass Erenumab wirksamer als Botulinumtoxin Typ A für die Behandlung der chronischen Migräne sei. Sowohl für die chronische, als auch für die episodische Migräne gäbe es keine Belege, dass Erenumab nachhaltig effektiv sei für Patienten, bei denen drei Behandlungen mit anderen Wirkstoffen vorher nicht wirksam waren.

NICE will mit der Herstellerfirma zusammenarbeiten, um ihr die Möglichkeit zu eröffnen, die angesprochenen Probleme in dieser vorläufigen Empfehlung zu adressieren.

Es werde geschätzt, dass täglich in England 190.000 Migräneattacken erlitten werden und Frauen häufiger als Männer betroffen seien (5-25% versus 2-10%).

Üblicherweise werden drei verschiedene Wirkstoffklassen ohne Erfolg versucht, bevor eine weitere spezialisierte Behandlung in Erwägung gezogen wird. Für Patienten mit chronischer Migräne, bei denen mindestens drei vorherige Behandlungsversuche fehlgeschlagen sind, hat NICE Botulinumtoxin Typ A als eine Behandlungsoption empfohlen.

Eine Übersicht zu Erenumab findet sich hier:

https://schmerzklinik.de/2018/11/29/erenumab-aimovig-ein-neuer-wirkansatz-in-der-migraeneprophylaxe-durch-immuntherapie-mit-antikoerper/

Literatur

https://www.nice.org.uk/news/article/new-migraine-drug-not-cost-effective-nice-says-in-draft-guidance

https://en.wikipedia.org/wiki/National_Institute_for_Health_and_Care_Excellence