Mittel gegen Migräneattacken mit schwerer Behinderung
In der Akuttherapie der schweren Migräneattacke lassen sich verschiedene Situationen unterscheiden:
- Allgemeine Maßnahmen
- Ankündigungssymptomen einer Migräne
- Behandlung der Migräneattacke
- Notfallbehandlung der Migräne durch den Arzt
- Maßnahmen, wenn die Migräneattacke länger als drei Tage dauert
Allgemeine Maßnahmen
Wie bei leichten Migräneanfällen auch, sollten Sie sich, wenn möglich, sofort in ein ruhiges, dunkles Zimmer zurückziehen und versuchen, sich zu entspannen.
Ankündigungssymptome
Viele Migränepatienten kennen Ankündigungssymptome einer Migräneattacke. Solche Symptome können z.B. sein:
- Stimmungsschwankungen im Sinne von Gereiztheit
- Besonders großer Elan
- Hyperaktivität und große Motivation
- übertrieben gute Stimmung
- erhöhter Appetit, insbesondere auf Süßigkeiten
- ausgeprägtes Gähnen
- Niedergeschlagenheit
Solche Ankündigungssymptome zeigen sich bei über einem Drittel der Migränepatienten bis zu 24 Stunden vor dem Beginn der Migräneattacke. Wenn Sie aufgrund der Voraussymptome ahnen, dass ein Migräneanfall bevorsteht, sollten Sie bereits jetzt versuchen, mit verhaltensmedizinischen Maßnahmen gegenzusteuern.
Diese können sein: Entspannungsverfahren, zusätzliche Pausen einlegen, Regelmäßigkeit in den Tag bringen, ein extra Tütchen schnell verfügbares Magnesiumcitrat, rechtzeitig zu Bett gehen, einen kleinen kohlenhydratreichen Snack vor dem Schlafengehen essen, um den Blutzuckerabfall während der Nacht etwas abzuschwächen, so viel Ruhe wie möglich einhalten und versuchen, vermeidbaren Triggern aus dem Weg zu gehen.
Treten die Migräneattacken mit großer Regelmäßigkeit in Verbindung mit der Menstruation auf, können Sie 24 Stunden vor der erwarteten Menstruation genauso verfahren.
Behandlung der Migräneattacke mit schwerer Behinderung
Eine schwere Migräneattacke besteht, wenn das zunächst eingesetzte Behandlungsschema für leichte Migräneattacken im Rahmen der Selbstmedikation (siehe letztes Kapitel) sich als nicht ausreichend wirksam erweist. Schwere Migräneattacken liegen auch dann vor, wenn zu Beginn bereits ausgeprägte einzelne Aurasymptome oder aber auch Kombinationen von mehreren Aurasymptomen auftreten. Eine schwere Behinderung äußert sich auch durch lange und häufige Attacken, häufiger und langer Arbeitsbehinderung oder Unfähigkeit, am sozialen Leben teilzunehmen.
Schwere Migräneattacken werden heute sehr erfolgreich mit
- selektiven 5-HT-Agonisten, den Triptanen, behandelt.
Ergotamine – nicht mehr up to date
Ergotamine (Mutterkornalkaloide) waren bis zum Jahre 1993 die einzige Möglichkeit der gezielten Behandlung schwerer Migräneattacken. Es gibt sie in Form von Tabletten, Zäpfchen und Aerosol-Spray zum Inhalieren. Ergotamine werden in der modernen Migränetherapie jedoch nicht mehr eingesetzt, da eine häufige Einnahme von Ergotaminen sehr schnell die Migräneattacken in ihrer Häufigkeit und Intensität verschlimmern kann! Allzu leicht kann dabei ein ständiger, täglicher Kopfschmerz entstehen – der bereits erwähnte medikamenteninduzierte Dauerkopfschmerz. Zudem kommt es nach dem Absetzen des Ergotamins zu einem so genannten Entzugskopfschmerz. Die Betroffenen müssen deshalb ständig weiter und mit der Zeit mehr und mehr Ergotamin einnehmen, um den Entzugskopfschmerz zu vermeiden.
Bei einer Dauertherapie können zudem schwere Durchblutungsstörungen in den verschiedensten Körperorganen auftreten, meist zunächst in den Armen und Beinen. Die Durchblutungsstörungen können sehr ernste Folgen haben, bis hin zu tödlich verlaufendem Herzinfarkt. Ebenso können Organe absterben, oder sich Fisteln an verschiedenen Organe bilden. Ergotamine können darüber hinaus sehr häufig selbst Übelkeit und Erbrechen bewirken. Die Wirksamkeit zur Behandlung der Migräne ist zudem sehr schwach. Aus all diesen Gründen werden Ergotamine daher heute zur Attackentherapie nur noch im seltenen Ausnahmefall verwendet.