Seit über zehn Jahren führen wir in enger Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse das von Heide Denecke und Birgit Kröner-Herwig entwickelte Programm „Stopp den Kopfschmerz“ im ambulanten Setting durch. Darauf aufbauend entwickelten wir aufgrund eines großen überregionalen Versorgungsbedarfs einen Intensiv-Wochenendkurs, welchen wir erfolgreich umsetzten und weiterentwickelten. Dabei wurden auch medizinische und medikamentöse Behandlungsaspekte integriert.

Es wurde im Verlauf dieser Behandlungsangebote immer deutlicher, dass für eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die bereits sehr schwer betroffen sind, ein intensiveres multimodales Behandlungskonzept notwendig ist. Dafür haben wir neben psychologischen Aspekten des Erlebens und Verhaltens auch umfassende medizinische, neurologische, schmerztherapeutische, ernährungsphysiologische, physio- und sporttherapeutische Elemente in eine vollstationäre Behandlung für Kinder und Jugendliche integriert. Entwickelt wurde so unser über 16 Tage vollstationär laufende Programm „Stark gegen Kopfschmerz“, welches diesen Erfordernissen in besonderer Weise gerecht wird und in einer Kleingruppe mit maximal 8 jungen Patienten und Patientinnen eine intensive, fachübergreifend geprägte und gleichzeitig individuell ausgerichtete Behandlung der Kopfschmerzproblematik gewährleistet.

Wie läuft die Behandlung ab?

Nach einer im Vorfeld durch umfassende Vorbefunde individuell und fundiert abgeklärten Behandlungsindikation kann die Entscheidung zur stationären Aufnahme erfolgen.

Zunächst wird am Aufnahmetag eine intensive fachübergreifende medizinische und psychologische Aufnahmeuntersuchung durchgeführt.  Falls notwendig wird eine medikamentöse Therapie strukturiert bzw. eingeleitet.

Am Aufnahmetag erfolgt auch ein erstes Kennenlernen in der Gruppe mit den anderen Kindern bzw. Jugendlichen und ein thematisches Heranführen an die Kopfschmerzerkrankungen, deren Abläufe und deren Entstehung.

Am folgenden Tag startet das verhaltensmedizinisch-sporttherapeutische Programm, welches eng verzahnt mit den psychologischen Inhalten der Schmerzbewältigungsgruppe über den gesamten Zeitraum des stationären Aufenthaltes hinweg durchgeführt wird. Es wird zusätzlich durch individuell ausgerichtete Einzelbehandlungen ergänzt. Die aufeinander aufbauenden und verzahnten Bausteine des Programms prägen engmaschig und fachübergreifend den 16-tägigen Aufenthalt.

Das Programm

1. Baustein

„Zusammen sind wir stark“

Wir lernen uns kennen, wir verstehen einander, akzeptieren und unterstützen uns gegenseitig und bauen die Grundlage für eine gute, vertrauensvolle Lernatmosphäre, in der wir unser gemeinsames Problem, den Kopfschmerz angehen!

2. Baustein

„Wissen macht stark“

 Was ist Kopfschmerz? Wie unterscheiden sich die Kopfschmerzformen untereinander? Wie empfinde ich und wie empfinden andere das? Was passiert in meinem Kopf, in meinem Gehirn? Warum habe ich Kopfschmerzen und andere nicht? Was ist Medikamentenübergebrauchskopfschmerz, wie entsteht er, wie kann er verhindert werden?

3. Baustein

 „Stress lass nach!“

Was ist Stress? Wie fühlt sich Stress an? Woran erkenne ich, dass ich Stress habe und was kann ich tun?

4. Baustein: Entspannung und Ablenkung

a) „Chill doch mal!“

Es wird das Entspannungsverfahren Progressive Muskelrelaxation vermittelt und der Einsatz erprobt. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen und zu entspan

b)Kopfschmerzen im Fokus?“

Hier geht es um das Beachten von Schmerzen, wie und wann sollte ich auf die Schmerzen achten, und wie umfassend… -kann es auch zu viel sein? Und es geht um Ablenkung, wie Ablenkung funktioniert, wann sie nicht funktioniert, wie und wo sie sinnvoll ist und wie ich sie dann gezielt als Strategie einsetzen kann.

5. Baustein

„Wie ist es mit Medikamenten?“

Welche Medikamente werden in der Behandlung von Kopfschmerzen eingesetzt? Was ist eine medikamentöse Prophylaxe? Was sollte ich beachten? Wo lauern vielleicht auch Gefahren? Dies wird gesondert mit den Kindern und auch mit den Eltern besprochen, um allen Beteiligten in besonderer Weise gerecht werden zu können. Erfahrungsgemäß bestehen hier häufig große Unsicherheiten, denen wir begegnen.

6. Baustein

„Wir lenken das Denken“

Welche Gedanken können belasten und uns im wahrsten Sinne des Wortes Kopfschmerzen bereiten? Wie machen uns solch düstere, schwarze Gedanken Stress? Wie kann man solche Gedanken stoppen? Und wie lassen sich diese in hellere, buntere Gedanken verwandeln? -Wir schaffen das!

7. Baustein

„Essen nicht vergessen…!“

Hier geht es um Ernährung, die gerade bei Kopfschmerzen eine ganz wichtige Rolle spielt. Gerade das regelmäßige Essen ist so wichtig! Darüber hinaus geht es um viele, viele Fragen, z.B. Darf ich alles essen? Was ist gut für mich als Kopfschmerzpatient? Worauf kann ich achten? Darf ich etwa keine Süßigkeiten mehr essen?

8. Baustein

Wie bin ich stark?“

Es geht bei diesem Baustein um sogenannte „soziale Kompetenzen“. Wir üben:  Wie kann ich mich durchsetzen, ohne andere zu verletzen? Muss ich es anderen immer recht machen oder darf ich auch mal nein sagen? Wie kann ich meine Meinung sagen, auch wenn sie nicht der der anderen entspricht? Wenn ich selbstsicher anderen gegenübertreten kann, habe ich deutlich weniger Stress!

9. Baustein

„Problems? – No problem!“

Wer hat sie nicht, Probleme über Probleme! Wir üben uns in einer wirklich guten Strategie, Probleme möglichst effektiv zu lösen, ohne uns von ihnen übermannen zu lassen, -denn das ist gar nicht förderlich für die Kopfschmerzen…!

10. Baustein

„Expertenrunde: Boah, bin ich stark!“

Dies ist unsere Abschlusssitzung: – Ich bin der Experte! Ich bin der Chef! Ich habe den Überblick! Wir blicken zurück auf alle Themen und blicken nach vorne, denn nun haben wir die Kopfschmerzen unter Kontrolle, -nicht mehr sie uns!

Diese Themenbereiche  werden psychotherapeutisch, sporttherapeutisch und medizinisch-medikamentös in enger fachlicher Kooperation sowohl in der Gruppe als auch einzeln mit den einzelnen jungen Patienten und Patientinnen umgesetzt.

Voraussetzungen zur Teilnahme sind:

  • Chronische Kopfschmerzen (Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp)
  • Bestehende oder drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität (Schule, Hobbies, Kontakt zu Freunden) und/oder der Arbeitsfähigkeit in der Schule
  • Fehlschlag einer vorherigen unimodalen Schmerztherapie, eines schmerzbedingten operativen Eingriffs oder einer Entzugsbehandlung
  • Schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankung
  • Gravierende somatische Begleiterkrankung
  • Alter zwischen 10 und 17 Jahren

Sollten Sie für Ihren Sohn oder Ihre Tochter eine Behandlung im Rahmen dieses Programms wünschen, nehmen Sie bitte Kontakt auf zu Frau Schnoor unter der Telefonnummer 0431-20099120

Die nächsten Kurse finden statt:

Kurs 2019 vom 17.06.-03.07.2019

Kurs 2019 vom 21.10.-06.11.2019