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Prof. Dr. Hartmut Göbel, Schmerzklinik Kiel, Heikendorfer Weg 9-27, 24149 Kiel, Tel. 0431-20099-150, e-Mail: stelle@schmerzklinik.de

Nachfolgend lesen Sie ein Interview mit Krankenschwestern/medizinischen Fachangestellten:

Im Interview: Kathrine (56), Ulrike (46), Yvonne (29)

Sie arbeiten als Krankenschwester und medizinische Fachangestellte im Pflegeteam an der Kieler Schmerzklinik mit Patientinnen und Patienten, die oft eine jahrzehntelange Leidensgeschichte hinter sich haben. Wie stellen Sie sich auf diese Menschen ein?

Yvonne: Ein Rezept gibt es nicht, man wird durch die Kolleginnen eingearbeitet und wächst psychologisch in die Aufgabe hinein. Anfangs sind wir erst einmal bei den Visiten mitgelaufen und haben bei den Gesprächen, die der Chef mit den Patientinnen und Patienten führt, zugehört. Er fragt dann manchmal …

Kathrine: … „Schwester Kathrine, an wie vielen Tagen im Monat darf ein Migränepatient ein Schmerzmittel nehme?“

Yvonne: Genau so. Es gibt einen Fernlehrgang, mit dem man sich zur „pain nurse“ qualifizieren kann, aber wir haben hier ja sozusagen unsere exklusive innerbetriebliche Fortbildung. Da sind zum Beispiel die Vorträge von unserem Oberarzt, zu denen die Patienten sehr gerne gehen. Wenn wir Zeit haben, tun wir das auch. Außerdem sind unsere Ärztinnen und Ärzte sehr oft auf Kongressen und erzählen uns dann das Neueste. Wir lesen die einschlägigen Bücher und haben alle unsere Berufserfahrung. Eine gewisse Menschenkenntnis gehört auch dazu. Und wir haben hier regelmäßige Fortbildungskurse in der Klinik, zu denen Ärzte aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland kommen. Da sind wir natürlich auch dabei.

Ulrike: Wir kommen ja alle aus klassischen Akutkrankenhäusern und da war es erst einmal eine ziemliche Umstellung, dass hier die Grundpflege nicht an erster Stelle steht, also Puls und Fieber messen, Betten machen, Verbände anlegen, nach Stuhlgang fragen, die Patienten zur Toilette bringen …

Das hat Ihnen gefehlt?

Ulrike: Ja, man hat das so gelernt.

Yvonne: Das gehört einfach dazu.

Kathrine: Hier können und sollen die Patienten ja die meiste Zeit aufstehen und selbst aktiv werden. Nach dem Leitsatz: „Steh auf, nimm Dein Bett und geh …“

Ulrike: In den Akutkrankenhäusern steht das kranke Organ im Mittelpunkt, hier bei uns spielen die Psyche und der ganze Mensch eine viel größere Rolle. Wir hören zu, versuchen, auf jeden Einzelnen einzugehen. Dazu muss man als Schwester Lust haben, sonst ist man hier falsch. In anderen Kliniken ist feste Regel, dass Schmerzmittel nur nach Bedarf gegeben werden sollen. Die Patienten müssen also kommen und um ein Schmerzmittel „bitten“, man läuft den Schmerzen hinterher und verstärkt das passive Verhalten. Hier haben wir gelernt, dass man Schmerzen gleich vorbeugt, ihnen vorausgeht, damit sie erst gar nicht auftreten. Um eine Bedarfsmedikation muss auch niemand bitten. Wenn man so etwas braucht, bekommen das die Patienten ans Bett, damit sie selbst entscheiden können, wann sie etwas einnehmen. Und wir verstärken Patienten, wenn sie es geschafft haben, selbst ihre Schmerzen zu bewältigen.

Kathrine: Wir betütteln die Patienten aber auch, wie man in Norddeutschland sagt, wir umsorgen sie. Wenn sie jahrelang ihre Medikamente falsch eingenommen haben und hier erst einmal eine Schmerzmittelpause einlegen müssen, kann es sein, dass sie acht Tage schwer daniederliegen und auch leiden. Dann sind wir da und machen Mut und sagen: „Auch Sie schaffen es!“

Brauchen Sie hier mehr Geduld mit den Patientinnen und Patienten als in anderen Krankenhäusern?

Ulrike: Die Voraussetzung für Geduld heißt überhaupt erst einmal Zeit zu haben. Die haben wir hier.

Yvonne: Wir sind ein spezialisiertes Team von Schwestern. Gemessen an der Patientenzahl und im Vergleich zu üblichen Krankenhäusern sind wir personell gut ausgestattet. Deshalb können wir uns auch die Zeit nehmen.

Kathrine: Das ist auch so eine Sache: die Psychologen sind von morgens 8:00 bis nachmittags um 17:00 Uhr im Haus – wir können aber schon um 6:00 Uhr früh angesprochen werden und bleiben bis abends 20:30 Uhr.

Verhält sich jemand mit einem gebrochenen Bein anders als jemand mit chronischen Schmerzen?

Ulrike: Das Bein geht kaputt, es wird repariert und nach einigen Wochen ist alles wieder in Ordnung. Unsere Patienten aber haben eine Leidensgeschichte von 15, 20 oder 30 Jahren hinter sich. Das prägt sie. Nicht nur sie, sondern auch ihre Familien, ihre ganze Umwelt. Ich glaube, sie sind wesentlich stärker auf sich fixiert als Patienten, die sich gerade ein Bein gebrochen haben. Sie nehmen ihren Körper mehr wahr und ihr Erleben und Verhalten ändert sich.

Yvonne: Viele sind in sich gekehrt, sie haben eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt, von Krankenhaus zu Krankenhaus hinter sich und kennen das Gefühl, schnell abgefertigt zu werden nach dem Motto: „Eigentlich sind Sie austherapiert, kommen Sie bloß nicht wieder!“ Manche unserer Patienten haben, glaube ich, am Anfang kaum Hoffnung, dass wir ihnen wirklich helfen können, sondern meinen, wir seien nur eine weitere Station auf dieser Odyssee. Sie sind uns gegenüber erst einmal sehr skeptisch eingestellt. Darin unterscheiden sich nach meiner Erfahrung chronisch Kranke von anderen.

Kathrine: Die Skepsis fängt schon damit an, dass nach allgemeiner Volksmeinung jede Art von Opioid-Schmerzmittel Rauschgift ist. Dass man damit aber ganz simpel Schmerzen beseitigen kann und nicht zum Junkie wird, das ist auch Überzeugungsarbeit, die wir leisten müssen.

Ulrike: Die Patienten fragen ganz viel, teilweise sehr differenziert…

Katherine: …auch uns Schwestern.

Ulrike: … obwohl vorher ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin stattgefunden hat. Aber wir sind ja diejenigen, die ihnen die Medikamente bringen. Da müssen wir noch mal genau erklären, warum sie die Mittel bekommen, was sie bewirken, welche Nebenwirkungen eventuell eintreten können. Ich denke, dadurch bauen wir ein Vertrauensverhältnis auf. Das Erklären ist ganz wichtig.

Yvonne: Ich finde es auch sehr wichtig, die Patienten mit Namen anzureden.

Kathrine: Umgekehrt gilt dasselbe. Es gibt Patienten, die rufen immer nur „Schwester!“ Das ärgert mich dann ein bisschen. Dann gehe ich hin und sage: Ich habe auch einen Namen.

Sie erziehen sich also die Patienten auch ein bisschen

Ulrike: Manchmal gehört das dazu.

Katherine: Es gibt distanzlose Patienten, die uns gleich duzen: „Schwester, kannst du mal …“ Dann sage ich, dass ich Schwester Kathrine bin und dass ich gern gesiezt werden möchte.

Yvonne: In diesem Punkt sind wir Schwestern uns einig.

Warum ist das so wichtig für Sie?

Yvonne: Ich habe Respekt vor meinem Patienten und erwarte dasselbe von ihm, auch wenn ich viel jünger bin. Ich duze ja auch nicht die Aldi-Verkäuferin.

Ulrike: Es geschieht auch aus Selbstschutz. Wir hören gerne zu. Aber es muss auch Grenzen geben.

Katherine: Dazu gehört auch, dass man das Dienstliche in der Klinik lässt. Ich mache das so, dass ich zuhause in zehn Minuten abhandle, was hier passiert ist und dann fängt der Feierabend an.

Ulrike: Ich spreche kurz mit meinem Mann darüber. Mir muss auch jemand zuhören, so wie ich den Patienten zuhöre. Aber man lernt auch im Laufe der Jahre, nicht alles zu nah an sich herankommen zu lassen.

Kathrine: Das hängt mit der eigenen Lebenserfahrung zusammen. Ich habe einige Schicksalsschläge erlebt und das relativiert manches.

Empfinden Sie Schmerzpatienten als schwierig?

Yvonne: Das ist ein Vorurteil und vielleicht ein Grund, warum diese Klinik entstanden ist. Draußen heißt es: Schmerzpatienten sind nicht wirklich krank, die sollen sich nicht so anstellen!

Ulrike: Deshalb sagen wir auch von den Schmerzpatienten, dass sie oft richtige „Durchbeißer“ sind. Zähne zusammen und sich bloß nicht anmerken lassen, wie schlecht es ihnen geht.

Yvonne: Hier haben sie das Gefühl, ernst genommen zu werden.

Kathrine: Sie sagen: “Endlich wird mir geglaubt!“ Viele Frauen haben Migräne, und die Ehemänner akzeptieren das überhaupt nicht und sehen das immer als vorgeschobene Krankheit, um ihre ehelichen Pflichten nicht erfüllen zu müssen. Für viele sind wir der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern. Wir empfinden sie nicht als schwierig, weil wir sie umsorgen und ermutigen.

Yvonne: Wichtig sind unsere Übergaben. Da tauschen wir unsere Erfahrungen aus und geben uns gegenseitig Tipps auch für den Umgang mit den Patienten. Ich bin ja die Jüngste und manchmal ein bisschen zu spontan, und dann bekomme ich Ratschläge von den Älteren, wie ich mit dieser oder jener Situation anders hätte umgehen können. Das hilft.

Ulrike: Im Übrigen denke ich, man soll die Patienten so behandeln, wie man gerne selbst behandelt werden möchte.

Verhalten sich schmerzkranke Frauen anders als schmerzkranke Männer?

Yvonne: Das ist hier genauso wie im echten Leben: Die Frauen halten länger durch. Nach meiner Erfahrung sind Männer schmerzempfindlicher und legen sich auch schneller ins Bett als Frauen. Sie leiden stärker. Den Frauen sieht man das oft gar nicht an.

Gibt es bestimmte Schmerzen, die Sie eher akzeptieren als andere?

Ulrike: Draußen in der Gesellschaft ist das so.

Yvonne: Da macht unser Berufsstand keine Ausnahme.

Kathrine: Krankenschwestern in anderen Kliniken denken oft, dass wir hier alle einen kleinen “Haschmich” haben.

Ulrike: Dass wir anspruchslose Arbeit machen. Wir werden genauso gesehen, wie unsere Patienten draußen.

Kathrine: Kennen Sie den Ausdruck Morbus Bahlsen? Weicher Keks.

Ulrike: Und Schwestern, die sich darauf einlassen, sind ja vielleicht genauso.

Wie verhalten Sie sich selbst, wenn Sie Schmerzen haben?

Yvonne: Unvernünftig. Man sagt ja immer, bei Schmerzen soll man Stress abbauen und eine ausgeglichene Lebensführung versuchen. So bin ich nicht! Ich habe eine große Anspruchshaltung an mich und was ich mir vorgenommen habe, will ich durchziehen. Das liegt vielleicht auch an meinem Sternzeichen Zwilling. Bei mir muss alles zack, zack, zack gehen. Wenn ich zuhause putze, dann nicht nur ein Zimmer sondern alle.

Ulrike: Ich bin der typische Fisch, der für diesen Beruf prädestiniert sein soll. Gut finde ich die Entspannungstrainings, die wir in der Klinik anbieten. Da sagen wir immer zum Patienten: „Eine viertel Stunde am Tag werden Sie doch wohl haben, um zu üben!“ – aber glauben Sie bloß nicht, dass ich mir regelmäßig diese viertel Stunde gönne!

Kathrine: Wir haben alle Rückenprobleme, das ist eine Berufskrankheit. Da hilft die Stufenlagerung: hinlegen, Beine hoch auf einen Würfel und nach einer halben Stunde ist die Wirbelsäule so entlastet, dass man weitermachen kann. Ich mache das nach dem Dienst und kann mich dann um meinen Haushalt kümmern.

Es gibt in Pflegeberufen den Begriff des Burnout, des Ausgebrannt-Sein. Haben Sie das schon einmal erlebt?

Ulrike: In abgeschwächter Form immer mal wieder. Es gibt Zeiten, in denen man sagt: „Oh Gott, jetzt muss ich schon wieder los, ich kann nicht mehr!“ Wenn man eine gewisse Zeit in dem Beruf arbeitet, ist das einfach so. Man ist dann nicht mehr richtig aufnahmefähig. Die Kolleginnen kennen das und sagen: „Du machst jetzt andere Arbeiten und wir lassen dich eine Weile in Ruhe.“

Yvonne: Das regeln wir unter uns. Ich bin heute zum Beispiel den zehnten Tag im Dienst und habe gleich Wochenende. Das wurde auch Zeit! Ich bin in erster Linie Mensch und dann Krankenschwester.

Kathrine: Und als Menschen treffen wir Schwestern uns auch manchmal außerhalb der Klinik, zwei von uns walken zusammen, andere telefonieren. Ich bin als Oberschwester eigentlich immer zuhause telefonisch zu erreichen.

Ulrike: Unsere gute Zusammenarbeit liegt, glaube ich, auch daran, dass aus jedem Lebensjahrzehnt eine dabei ist. Davon profitieren alle. Die jüngeren bringen die neuesten Erkenntnisse aus der Ausbildung mit und die älteren ihre Berufserfahrung.

 Sie investieren Geduld und Zuwendung – was bekommen Sie zurück?

Ulrike: Ganz viel. Ganz, ganz viel. Gerade gestern sagte eine Patientin zu mir: „Ich bin heute zum ersten Mal seit Jahren schmerzfrei!“ Wenn ein Neuankömmling hier oben aus dem Fahrstuhl steigt, sehen wir ihm ja schon an, oh, dem geht es aber schlecht, der ist sehr depressiv. Wenn er dann aufrechten Ganges nachhause geht, ein Lächeln auf dem Gesicht – wunderbar, was wollen wir mehr!

Kathrine: Auch wenn die Patienten in den zwei, drei Wochen bei uns nur den Anfang schaffen können. Zuhause müssen sie an der Therapie dranbleiben.

Yvonne: Hier sehe ich wieder den Sinn, warum ich Krankenschwester geworden bin. Viele Patienten sagen bei ihrer Ankunft: „Wenn mir hier nicht geholfen wird, habe ich keine Hoffnung mehr.“ Das ist das Schönste, wenn sie hinterher sagen: „Ich habe wieder Zuversicht, mir geht’s richtig gut und ich weiß, dass ich es schaffe, zuhause kriege ich es jetzt besser hin.“ Das ist eine Erfolgsgeschichte. Wir verteilen ja zum Schluss Bewertungsbögen und auf diesen Bögen bekommen die Schwestern fast immer eine Eins. Weil die Arbeit uns einfach Spaß und Freude macht. Es ist so toll, wenn wir den Patienten über die schlimmen Tage hinweghelfen können und sie bedanken sich auch noch mit einer so guten Bewertung.