In den letzten Jahrzehnten haben sich grundlegende Veränderungen im Verständnis und der Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen eingestellt. Medizinische Fachangestellte sowie Krankenschwestern und Krankenpfleger sind oft die ersten Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten mit akuten und chronischen Schmerzen. Das zeitgemäße Wissen und das Verständnis von akuten und chronischen Schmerzen sind daher elementar für eine erfolgreiche Therapie und die effektive fachübergreifende Teamarbeit.
Sowohl in der Bevölkerung bei den betroffenen Menschen als auch in der Ausbildung für medizinische Assistenzberufe wurde der Schmerz noch bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich als eine Folge von Gewebeschäden aufgefasst. Schmerz wurde als ein Symptom angesehen, das einer spezifischen Aufmerksamkeit kaum bedarf. So sollte z. B. Schmerzmedikation nur nach Bedarf erst auf drängendes Nachfragen des Patienten eingesetzt werden. Schmerz als Folge von Gewebeschädigung ist für die Behandlung von akutem Schmerz relevant. Bei chronischen Schmerzen verkürzt diese Auffassung jedoch das Verständnis für die Entstehung und die Behandlung. Bei akutem Schmerz soll der Schmerz Wegweiser für die mögliche Ursache sein und zur Behandlung motivieren. Er hält in der Regel nur kurze Zeit an und ist auch häufig ursächlich behandelbar.
Chronischer Schmerz dagegen lässt sich meist nicht auf eine einzige Ursache zurückführen. Er ist auch nicht primär Begleitsymptom einer anderen Erkrankung. Chronischer Schmerz ist in der Regel die Erkrankung selbst, es hat sich eine eigenständige Erkrankung entwickelt, die auch spezifisch behandelt werden muss. Mit traditionellen Vorstellungen zu Schmerz können dabei gravierende Fehler gemacht werden, die den Schmerz unterhalten und eine weitere Chronifizierung bedingen. Gerade medizinische Assistenzberufe können für die Behandlung wesentliche positive Unterstützung ermöglichen. Patienten müssen frühzeitig lernen, ein Verständnis für chronische Schmerzen zu entwickeln, den Schmerz zu bewältigen und Wege finden, wie sie mit den Funktionseinschränkungen, den Schmerzen und der Krankheit ihr Leben neu planen können. Viele Vorurteile, die für die Behandlung von Schmerzen entstehen, können bei mangelnder Kenntnis zu einer Verschlechterung und weiteren Verfestigung der Schmerzen beitragen. In das Schmerzerlebnis wirken Lernerfahrungen, Wissen, Information, Gefühle und Bewertungen sowie Erwartungen ein. Schmerz wird auch durch motorische und autonome Mechanismen verändert. Die Bewertung der sozialen Umwelt kann ebenfalls das Schmerzerlebnis maßgeblich mitbestimmen und unterhalten.
Eine ausgeprägte Verminderung der Lebensqualität, der Arbeitsfähigkeit sowie sozialer Rückzug gesellen sich schnell zum chronischen Schmerz als Begleitsymptome und Funktionseinschränkungen. Medikamentenfehlgebrauch, schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankungen sowie körperliche Erkrankungen, die die Schmerztherapie erschweren, gesellen sich hinzu. Die Patienten leiden unter Schlafstörungen, Sensitivierung, Persönlichkeitsveränderungen, komplexen Körpersymptomen, Herabgestimmtheit, Reizbarkeit sowie Veränderungen der Interessen und der Erlebnisfähigkeit erschweren das Krankheitsbild.
Alle diese Symptome müssen in der Versorgung aufgegriffen werden und in der Regel durch ein fachübergreifendes Team in der Behandlung intensiv beachtet werden. In der klassischen Ausbildung von medizinischen Assistenzberufen spielten diese Aspekte in der Vergangenheit keine zentrale Rolle. In der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen, insbesondere in spezialisierten Schmerzzentren, sind sie jedoch Alltag. Daher kommt es darauf an, dass gerade medizinische Fachangestellte, Krankenschwestern und Krankenpfleger mit dem zeitgemäßen Wissen standhalten. Das Curriculum „Spezialisiertes Schmerzmanagement“ für MFA/Arzthelfer/in und Krankenschwester/-pfleger zielt darauf ab, dieses Wissen für die Versorgung und für den Alltag verfügbar zu machen. Fachübergreifend sollen sowohl die medizinischen Grundlagen als auch die verhaltensmedizinischen und psychologischen Aspekte von chronischen Schmerzen vermittelt werden.
Das Curriculum wird u. a. folgende Themenfelder einschließen:
- Definition und Klassifikation von Schmerzen
- Klassifikation von Kopf- und Gesichtsschmerzen
- Physiologie von Schmerzen
- Psychologie von Schmerzen
- Soziale Aspekte chronischer Schmerzen
- Diagnostik in der Schmerztherapie
- Schmerzmessung und Schmerzanalyse
- Primäre Kopfschmerzen
- Sekundäre Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Nervenschmerzen
- Muskelschmerzen
- Schmerzen bei Kindern
- Schmerzen im Alter
- Fachübergreifende Therapie chronischer Schmerzen
- Medikamentöse Schmerztherapie
- Neuromodulation
- Medikamentenabhängigkeit und Medikamentenfehlgebrauch
- Die Behandlung von Komorbidität chronischer Schmerzen
- Psychologische Verfahren in der Schmerztherapie
- Organisationsformen in der ambulanten und stationären Schmerztherapie
Das Curriculum über 90 Stunden wird berufsbegleitend wöchentlich Donnerstag von 20.00 bis 22.00 Uhr durchgeführt.
Beginn 7.9.2017
Ort: Schmerzklinik Kiel, Heikendorfer Weg 9-27, 24149 Kiel
Anmeldung: fromm@schmerzklinik.de
Die Teilnahmegebühen betragen 750 Euro. Stipendien können auf Antrag von der Migräne- und Kopfschmerzstiftung vergeben werden.
Der Kurs schließt mit einer Prüfung und einem Zertifikat ab.
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