Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel

Suizidkopfschmerz, Waisenkind der Medizin, Kopfschmerzen namenlos: Die Bezeichnungen zeugen von der Zeit, als das medizinische Versorgungssystem Clusterkopfschmerz kaum kannte, nicht diagnostizierte und behandelte. In der medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung traf man das Thema so gut wie nie. Patienten fanden kaum Ansprechpartner. Die sachgerechte Diagnose wurde erst nach vielen Jahren Leidensgeschichte oder gar nicht gestellt. Viele hatten aufgegeben und das Vertrauen in Medizin und Wissenschaft verloren.

Der Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. hat, aus dem Nichts heraus, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Clusterkopfschmerz und autonomen Kopfschmerzerkrankungen grundlegend verändert. Anstatt zu resignieren, fanden sich engagierte Patientinnen und Patienten, die von Clusterkopfschmerz betroffen waren, tauschten sich aus und hatten Kraft und Mut zusammengenommen, um die Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. zu gründen. Ein Glücksfall war Gründungspräsident Dr. Harald Müller, der über Jahre den Bundesverband engagiert führte und der erfolgreichen heutigen Arbeit den Weg bereitete.

Unermüdlich wurden Netzwerke aufgebaut. Ein besonderes Highlight war dabei die Schaffung von Clusterkopfschmerz-Kompetenz-Zentren an verschiedenen Standpunkten. Idee und Beginn fanden ihren Ursprung in der Schmerzklinik Kiel. Erstmalig wurde ein spezialisiertes Zentrum für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Clusterkopfschmerz etabliert. Schnell breitete sich das sehr erfolgreiche Konzept deutschlandweit aus. Begleitet wurde diese Initiative von umfangreichen Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen für Ärztinnen und Ärzte. Auch kontinuierliche bundesweite Treffen von Betroffenen und deren Angehörigen trugen zur besseren Versorgung und Wissensvermittlung bei. Internationale Treffen unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der europäischen Union und im Beisein des Präsidenten der European Headache Federation wurden erstmals zusammen unter reger Beteiligung von Experten und Betroffenen an der Schmerzklinik Kiel realisiert. Publikationen, Mitgliederzeitschriften, Internetseiten, Webblogs, Information der Gesundheitspolitik, Einbeziehung von Krankenkassen und viele weitere Tätigkeiten waren wichtige Schritte in der Verbreitung des Wissens und der besseren Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Clusterkopfschmerz. Zahlreiche wissenschaftliche Studien wurden angeregt, so dass auch die zukünftige weitere Versorgung für die nächste Generation verbessert werden kann. Heute kann Clusterkopfscherz präzise und schnell diagnostiziert werden. Die spezialisierte zeitgemäße Behandlung ist in den meisten Fällen sehr erfolgreich. Selbst in den gewagtesten Visionen war eine solche Entwicklung nicht vorherzusehen.

Der Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. ist ein Beispiel für äußerst erfolgreiche Selbsthilfearbeit. Die Vernetzung und die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten war entscheidender Schlüssel für die deutliche Verbesserung von Diagnose und Behandlung von betroffenen Patientinnen und Patienten. Der Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. ist ein Vorbild in der Selbsthilfearbeit. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Vorstand und den Mitgliedern war in all den Jahren von Professionalität und freundschaftlicher Kooperation geprägt. Ich gratuliere dem Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V.  zu seinem 20-jährigen Bestehen und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute.

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Hartmut Göbel

Schmerzklinik Kiel