Nachfolgend finden Sie die Beiträge zum Migräne- und Kopfschmerz-Chat am 16.02.2015. Ausführliche Informationen dazu und alle aktuellen Themen zur Diagnostik und Behandlung lesen sie auf headbook.me

Es schrieb am 16. Februar 2015 um 1:56 pm

Nicole

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Göbel,

es kommt des öfteren vor, dass ich morgens mit starkem Spannungskopfschmerz aufwache. Begleitet von Übelkeit und Schweißausbrüchen. Ich habe noch nie eine Kopfschmerztablette genommen aufgrund von Angst vor einer allergischen Reaktion.
Habe eine Penicillin-Allergie. Und habe mal gehört, dass man dann keine Kopfschmerztablette mit dem Wirkstoff ASS nehmen soll, der ja in vielen Kopfschmerztabletten enthalten ist. Stimmt das? Zur Information muss ich noch sagen, dass ich seit 13 Jahren aufgrund meiner Panikstörung/Ängsten ein Anti-Depressivum (Paroxat) nehme, 30 mg täglich. Vertrage ich sehr gut. Wie ist es da mit den Wechselwirkungen bei Einnahme einer Kopfschmerztablette? Wurde letztes Jahr am Unterleib operiert. Da bekam ich zur Prä-Medikation das Schmerzmittel Arcoxia, 60 mg. Könnte ich Arcoxia bei meinen starken Spannungskopfschmerzen nicht auch nehmen ? Oder könne sie mir eine anderes Medikament empfehlen?

Mit freundlichen Grüßen
Nicole

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 5:46 pm

Hartmut Göbel

Liebe Nicole,

bevor eine Behandlung angeregt wird, sollten Sie erst einmal genau klären lassen, welche Arten von Kopfschmerzen bei Ihnen bestehen. Das zeitliche Verhalten sowie die Begleitsymptomatik können auch gut mit einer Migräne vereinbart werden. In diesem Fall wäre es möglicherweise zielführender, wenn Sie ein spezielles Migränemittel zur Attackenbehandlung in Form eines Triptans bekommen. Bei Vorliegen einer Penicillinallergie muss die Behandlung mit ASS nicht ausgeschlossen sein. Eine feste Verbindung zwischen diesen Allergien besteht nicht. Auch besteht keine feste Wechselwirkung mit der Einnahme von Paroxat. Arcoxia ist ein entzündungshemmender COX-II-Hemmer. Normalerweise ist dieses Medikament für langanhaltende Schmerzen mit Entzündungen, insbesondere im Gelenkbereich, sinnvoll. Im Einsatz bei akuten Kopfschmerzen wirkt es meist nur verzögert und kann die Schmerzen nicht unmittelbar ausreichend lindern.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 4:34 pm

Laura

Sehr geehrter Prof. Dr. Göbel ,

Ich hab basilarismigräne, die mit schweren neurologischen Ausfällen einher gehen .

Desöfteren ist dies jetzt auch schon auf der Arbeit ( Ausbildung zur Krankenschwester ) und letzt auch in der Schule passiert.

Wobei schon viele sehr erschrocken sind.
wie kann man Ihnen erklären genau was das ist und

wie kann ich mich richtig bei diesen Ausfall Erscheinungen dann am mir angenehmsten und richtigsten , wenn ich außerhalb bin Verhalten?

Danke im Voraus
Liebe Grüße
Laura

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 5:47 pm

Hartmut Göbel

Liebe Laura,

die Basilarismigräne ist eine besonders schwere Form der Migräne mit Aura. Sie sollten einen Notfallausweis bei sich tragen, in dem sowohl die Diagnose als auch die Symptomatik beschrieben ist. Wenn dann die Migräne auftritt, können Sie diesen zeigen und umstehende Leute können informiert werden. Sie können diesen Notfallausweis auch kombinieren mit bestimmten Verhaltensmaßnahmen. Bestehen zum Beispiel Sprachstörungen und Sie können nicht ausdrücken was passiert, können Umstehende hier direkte Informationen bekommen. Auch im Falle einer sehr starken Müdigkeit oder gar Bewusstlosigkeit können Umstehende schnell herausfinden, was zu tun ist.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 5:23 pm

Elisabeth F.

Es sind schon fast 2Jahre seid ich von Ihnen die diagnose Clusterkopfschmerzen gestellt bekommen habe .Ich nehme Täglich 2-mal -120 mg Isoptin( mehr kann ich wegen Kreislauf Problemen nicht vertragen),die Attacken werden nicht weniger .
Meine Frage: was kann ich tun,dass die Attacken weniger werden?

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:44 pm

Hartmut Göbel

Liebe Elisabeth,

wenn die Attacken unter 2×120 mg Isoptin nicht besser werden, muss eine verbesserte Vorbeugung gefunden werden. Möglich ist eine Kombination z.B. mit Lithium oder mit einem anderen vorbeugenden Medikament. Es kommt dann auch auf die Art der Attacken, deren Dauer und deren Schwere an, welche weiteren Therapieoptionen erwogen werden. Sie sollten sich daher noch einmal zu einer Verlaufsuntersuchung vorstellen, um das Therapiekonzept an die Wirksamkeit anzupassen.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 11:52 am

Knuddel

Lieber Herr Prof. Göbel,
ich leide seit langem an chronischer Migräne und SK mit schwerem Verlauf. Dazu kommen ständige Nackenverspannungen. In 2007 war ich in der Schmerzklinik Kiel.
Ich nehme zur Prophylaxe Trevilor 75, Ergenyl chrono 300 und 3 mal tgl. Magn. Verla 300.
Nun ist es leider so, dass ich die Kopfschmerzarten gar nicht mehr unterscheiden kann. Es fängt immer mit Nackenschmerzen- und Verspannungen an und zieht über die Schläfen in den gesamten Kopf. Ich empfinde es nur noch als einen Klumpen Schmerz. Ich kann oft nur raten, um welche Kopfschmerzart es sich handelt. Mal helfen mir nur Maxalt 10 mg, dann wieder nur Ibuhexal 800 oder eben garnichts. Die Phasen des Kopfschmerzes variieren sehr stark. Meist habe ich über 4 Tage die Schmerzen und das fast jede Woche. Wenn ich mal Glück habe, ist diese Zeit etwas kürzer. Dazu bin ich psychisch kaum belastbar und ich bin fast nur noch müde.
Da noch Kopfschmerzen dazu kamen, die „irgendwie“ anders waren, war ich beim Orthopäden und erhielt folgenden Befund:
Steilhaltung der HWS. Knochenmarködemäquifalent HWK 6 und 7, mehr in 6 denn in 7 bei unregelmäßigen Grund- und Deckplatten. Zarte Linie in T 1 in HWK 7 links dorsal. In diesem Bewegungssegment auch mediale bis beidseits recessale Bandscheibenherniationen links mutmaßlich teils knöchern überdeckt mit Einengung des vorderen Liquorreserveraums ohne Wurzelaffektion. Hauptbefund: Im Segment HWK 6/7 Osteochondrosis intervertebralis und breitbasiger Bandscheibenherniation mit Einengung des vorderen Liquorreserveraums.
Dort bekomme ich zurzeit intraartikuläre Injektionen beidseits in C5/6 mit kaum spürbarer Erleichterung.
Ich fühle mich ziemlich hilflos in dieser Situation, zumal ich das Gefühl habe, dass der jeweilige Arzt mich eigentlich schon aufgegeben hat.
Sind die Medikamente in meinem Fall ausreichend und richtig?
Ist es vielleicht sinnvoller, mich nochmals an andere Ärzte zu wenden oder einen stationären Aufenthalt in einer Klinik zu erwägen?
Können Sie mir ein Schmerzzentrum in der Nähe von Berlin empfehlen?
Kann ich selbst evtl. etwas anders machen?
Viele Grüße und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Knuddel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:30 pm

Hartmut Göbel

Liebe Knuddel,

Sie schildern einen sehr komplexen Krankheitsverlauf. Ich kann diesen hier nicht in allen Einzelheiten erörtern. Es wird jedoch deutlich, dass bei Ihnen eine erneute intensive Behandlung, möglicherweise auch unter stationären Bedingungen, erforderlich ist. Sie sollten sich in einer spezialisierten Einrichtung vorstellen, die fachübergreifend die verschiedenen Schmerzbedingungen behandeln kann. Falls notwendig, wird man Ihnen von dort aus auch eine stationäre Behandlung empfehlen. Ambulante Behandlungszentren finden Sie über unsere Homepage https://schmerzklinik.de.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 11:56 am

Konstanze

Haben Sie schon Erkenntnisse zu Neurostimulationstechnologie ?(Vagusnuervstimulation) „nichtinvasiv“?
Sind Erfolge erzielt worden?

Vielen Dank für Ihre Antwort

Konstanze

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:31 pm

Hartmut Göbel

Liebe Konstanze,

zur Behandlung der Migräne und anderer Erkrankungen gibt es eine Reihe von sogenannten unkontrollierten Einzelfallberichten. Kontrollierte Studien mit Vergleich der Behandlung gegenüber anderen Behandlungsverfahren sind bisher nicht publiziert. Die Wirkung ist nicht ausreichend nachgewiesen und das Verfahren ist auch nicht zugelassen, die Krankenkassen erstatten es nicht.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 11:58 am

Polarlicht

Lieber Herr Prof. Göbel,

herzlichen Dank, dass Sie sich heute wieder Zeit für unsere Fragen nehmen.

Ich habe seit 29 Jahren Migräne und nehme seit 17 Jahren ausschließlich Triptane zur Attackenbehandlung, weil sie die einzige verlässlich wirkende Akutmedikation für mich sind.

Mangels greifender Vorbeugung bin ich seit 10 Monaten im MÜK. Hormonelle Schwankungen sind mein stärkster Trigger und drei Triptantage hintereinander reichen bei mir schon, um in einen MÜK zu geraten.

Kürzlich habe ich zwei erfolglose Versuche gemacht, eine Medikamentenpause durchzuführen. Einmal
stationär mit vier Tagen Cortison, der zweite Versuch war ambulant mit 16 Tagen Cortison. Am 18. Tag habe ich wieder ein Triptan genommen. Leider hat diese Pause auch nicht gereicht. Obendrein hat mir die lange hochdosierte Cortison-Einnahme eine Thrombose im Unterschenkel eingebracht, die jetzt mit dem Gerinnungshemmer Xarelto 2 x 15mg täglich und Kompressionsstrümpfen behandelt wird.

Nun werde ich im März glücklicherweise in die Schmerzklinik kommen, zur erneuten Medikamentenpause.

Schon die beiden cortison-gestützten Pausen waren für mich schwierig und sehr angstbesetzt. Wegen der Thrombose darf ich ja nicht erneut Cortison bekommen. Aber eine Pause ohne diese Unterstützung scheint mir unvorstellbar. Die Angst vor dem zu erwartenden Schmerzgeschehen ist schier überwältigend. Durch die lange MÜK-Zeit und die erfolglosen Pausen fehlt mir jegliche Erholung, ich bin mental schlicht aufgerieben, die Leidensfähigkeit tendiert gegen Null, weil die nötige Substanz fehlt. Gleichzeitig scheint meine Schmerzempfindlichkeit inzwischen enorm übersteigert zu sein.

Nun zu meiner Frage: Gibt es Möglichkeiten, die Medikation bei der Pause so zu gestalten, dass ich trotz der extremen Schmerzen möglichst viel schlafen kann? Käme auch der Einsatz von Magnesium als Infusion in Betracht? Vomex und Melperon wirken bei mir gar nicht.

Vielen herzlichen Dank schon einmal für Ihre Antwort!

Polarlicht

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:33 pm

Hartmut Göbel

Liebes Polarlicht,

aufgrund Ihrer Schilderungen sollten Sie vor dem stationären Aufenthalt nicht eigenständig noch einmal eine Medikamentenpause probieren. Tatsächlich können die von Ihnen beschriebenen Komplikationen auftreten. Darüber hinaus ist bei fehlender Wirksamkeit der Medikamentenpause es zunehmend schwerer, ein wirksames Behandlungsergebnis zu erzielen. Während der stationären Behandlung werden Sie bei der Durchführung unterstützt und begleitet, Sie erhalten bei schweren Umstellungskopfschmerzen selbstverständlich alle möglichen Therapieoptionen um diese abzulindern und erträglich zu machen. Das gelingt in aller Regel sehr gut.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 11:59 am

Peter

Lieber Herr Prof. Göbel,

in einen der letzten Chats schrieben Sie: „Alles, was gegen akute, primäre Kopfschmerzattacken hilft, kann auch einen Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch unterhalten.“
Wie verhält es sich in diesem Zusammenhang mit den nicht oral anzuwendenden Medikamenten, wie z.B. Lidocain Injektionen in Triggerpunkte im Nacken oder der Anwendung von Pfefferminzöl oder Versatispflastern (die ich aufgrund atypischer Gesichtsschmerzen verschrieben bekommen habe).
Müssen diese Medikamente auch im Sinne der 10er Regel zur Schmerzmitteleinnahme gezählt werden?

Vielen Dank für Ihre Antwort und herzliche Grüße nach Kiel.
Peter

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:35 pm

Hartmut Göbel

Lieber Peter,

Lidocain-Injektionen in Triggerpunkte oder die Anwendung von Pfefferminzöl bedingen keinen Medikamentenübergebrauch. Pfefferminzöl ist tatsächlich eine besondere Ausnahme, es kann Schmerzen lindern ohne eine zentrale Sensitivierung im Sinne eines Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes zu bedingen. Injektionen mit Lokalanästhetika sollten jedoch nicht längerfristig eingesetzt und nur für einen kurz beschriebenen Zeitraum verwendet werden.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:01 pm

Marlene

Lieber Herr Prof. Göbel,

ich danke Ihnen sehr dafür, dass ich heute eine Frage an Sie richten kann, die mich immer wieder beschäftigt.
Aufgrund von chron. Migräne, Spannungskopfschmerzen und atyp. Gesichtsschmerzen habe ich seit einigen Jahren tägliche Schmerzen. Leider wirken bei keiner Schmerzform Akutmedikamente (einschl. Triptanen und Opioiden). Einnahmefehler, wie z.B. unzureichende Dosierung oder zu späte Einnahme und auch ein Mük liegen nicht vor.
Im headbook und in der Fachliteratur sind folgende mögliche Ursachen für die Unwirksamkeit von Medikamenten genannt
worden:
zu schnelle Verstoffwechselung in der Leber
für die Medikamentenaufnahme zuständige Rezeptoren haben ihre Tätigkeit aufgrund der ständig bestehenden Schmerzen eingestellt
Können Sie eine dieser Aussagen bestätigen oder haben Sie eine andere Erklärung für die fehlende Wirksamkeit der Medikamente?
Meine wichtigste Frage wäre jedoch, ob es, unabhängig von der Optimierung der Prophylaxe, eine Möglichkeit gibt, den Grund dafür herauszufinden und die Ursache dann zu beheben.

Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort und alles Gute für Sie und Ihr Team.
Liebe Grüße Marlene

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:37 pm

Hartmut Göbel

Liebe Marlene,

tatsächlich gibt es in sehr seltenen Einzelfällen Patienten, bei denen Akutmedikamente nicht wirken oder eine nicht ausreichende Wirkung erzielen. Die Natur ist sehr vielfältig, der Körper hat unterschiedliche Rezeptoren und Verstoffwechslungsvorgänge. Die von Ihnen genannten Gründe können tatsächlich im Einzelfall zutreffen. Es jedoch verschiedene Möglichkeiten, die Wirkung von Medikamenten in der Attackentherapie zu optimieren. Dazu zählen insbesondere auch spezielle vorbeugende Maßnahmen durch Verhalten und durch Medikamente. Oft kann auch durch die Auswahl der Akutmedikation sowie die Art und Weise, wie diese eingesetzt wird, noch eine Wirksamkeit erzielt werden. Es gibt also in der Regel immer Wege, ein Behandlungsergebnis zu erzielen.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:01 pm

ivitho

Hallo Prof. Dr. Göbel,

ich habe vor einigen Monaten in Absprache mit meinem behandelnden Anästhesisten/ Schmerztherapeuten Topiramat abgesetzt (Dosis 50mg morgens & 50 mg abends). Das Absetzen habe ich ganz langsam, wie vorgeschrieben, durchgeführt. Die ersten 2 Wo. nach vollständigem Absetzen ging es mir auch gut. Aber dann brach es schlagartig ein. Ich habe 16 Tage am Stück die schrecklichsten Migräneanfälle gehabt mit allem, was man sich nur vorstellen kann. Die Schmerzen & Begleiterscheinungen waren so ausgeprägt, dass ich kaum wusste, wie ich das überstehen sollte. Die Triptane konnten kaum etwas ausrichten und ich war zum Schluss physisch & psychisch so erschöpft, dass ich völlig am Ende war. Mein Anästhesist konnte sich diese heftige Reaktion nicht erklären. Aber ich habe nach 16 Tagen wieder mit Topi angefangen, weil mein Hausarzt mir dringend dazu geraten hat & die Migräne inkl. der Begleiterscheinungen hat schlagartig nachgelassen. Mir ging es nach und nach wieder besser. Ich nehme jetzt eine Dosis von 25mg morgens & 25mg abends. Damit komme ich aktuell gut klar & muss bis auf 2-3x im Monat keine Triptane mehr nehmen. Warum habe ich so heftig reagiert? Ich habe doch beim Absetzen streng nach Plan gehandelt, jede Woche eine Dosis runter? Ich habe jetzt furchtbare Angst davor, es noch einmal zu versuchen, wenn es denn überhaupt Sinn macht. Mein Schmerztherapeut meint, dass ich das Topiramat schon so lange nehme & man es evtl. einmal absetzen müsste nach 2 Jahren. Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Das stehe ich nicht noch einmal durch. Muss man Topiramat wirklich immer absetzen nach einer gewissen Zeit, obwohl es so gut hilft?

Vielen lieben Dank für Ihren Rat.

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:47 pm

Hartmut Göbel

Liebe Ivitho,

der lange Migränestatus nach Absetzen von Topiramat muss nicht unbedingt mit dem Absetzen zu tun haben. Dafür können auch viele andere Gründe verantwortlich sein. Auch die doch sehr plötzliche Besserung nach Wiederaufnahme der Behandlung muss nicht durch die erneute Medikation mit Topiramat bedingt sein. In jedem Migräneverlauf können völlig unvorhergesehen längere schwerwiegende Attacken auftreten, ein sogenannter Status migraenosus, der auf nichts anspricht und der nicht abbrechen will. Es kommt dann jedoch immer wieder die Zeit, dass diese Anfälle dann von alleine aufhören. Sie müssen also keine Angst haben, dass jetzt mit Absetzen von Topiramat immer wieder schicksalhaft die Migräne in der Weise ausbricht wie Sie es eben erlebt haben.

Andererseits gibt es auch keinen speziellen Grund, dass Topiramat nach einer bestimmten Zeit abgesetzt wird. Grundsätzlich ist Topiramat ein Langzeitmedikament, das über Jahre, wenn nicht über Jahrzehnte eingesetzt werden kann. Wenn Sie sich mit einer niedrigen Dosierung sicherer fühlen, spricht grundsätzlich nichts dagegen, diese längerfristig einzusetzen. Man kann dann über einen längerfristigen Zeitraum ganz vorsichtig eine weitere Reduktion vornehmen, Sie werden dann durch dieses Ausschleichen merken, dass der Verlauf sich bei entsprechender Gegebenheit nicht verschlechtern muss. Es spricht vieles dafür, ein vorbeugendes Medikament, das verträglich ist, besser weiterzuführen, wenn der Patient dadurch die Sicherheit verspürt, sich vor den Migräneattacken zu schützen.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:02 pm

Martina

Lieber Herr Prof. Göbel,

ich leide an Spannungskopfschmerzen und chron. Migräne und möchte gerne Ihre Meinung dazu hören, ob ein ständig erhöhter Puls der Grund für die häufigen Schmerzen sein kann oder sie ggf. verstärken kann.
Mein Blutdruck ist normal, bzw. manchmal auch erniedrigt, die Pulsfrequenz liegt im Ruhezustand bei durchschnittlich 100.
Als mögliche Begründung für die Annahme, der erhöhte Puls verursache oder verstärke die Kopfschmerzen, habe ich folgendes gelesen: Wenn das Herz langsamer schlägt, werden auch die schmerzenden Impulse langsamer „gesendet“.
Da ich aufgrund gravierender Nebenwirkungen keine Betablocker nehmen kann, wäre es sehr wichtig für mich zu wissen, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Pulsfrequenz und Kopfschmerzen gibt.

Vielen lieben Dank für Ihre Antwort. Martina

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:38 pm

Hartmut Göbel

Liebe Martina,

ein Zusammenhang zwischen der Pulsfrequenz und Kopfschmerzen besteht nicht zwingend. Nur bei extrem langsamem Puls oder auch bei sehr schnellem Puls kann ein Kopfschmerzleiden verschlechtert werden. Ein Ruhepuls von 100 ist nicht ungewöhnlich. Es ist unwahrscheinlich, dass die Veränderung der Pulsfrequenz die Kopfschmerzen beeinflusst.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:04 pm

Tina

Lieber Herr Prof. Göbel,

seit einigen Jahren leide ich an chron. Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp. In dieser Zeit habe ich immer mehr Probleme bekommen, flach zu liegen, sodass ich jetzt nur noch mit stark erhöhtem Oberkörper (beinahe im Sitzen) liegen bzw. schlafen kann. Bei flacherem Liegen verstärken sich die Schmerzen ganz erheblich (starker Druck).
In Ihrem Buch habe ich durch Zufall gelesen, dass bei Clusterpatienten die Schmerzen im Liegen ebenfalls zunehmen, bedingt durch die Entzündung der venösen Blutgefäße und den erschwerten Abfluss des venösen Blutes in dieser Lage.
Könnte dies auch bei chron, Migräne zutreffen und wäre in diesem Fall ev. ASS 100 als Blutverdünner hilfreich? Wenn dies nicht der Fall ist, welcher Grund wäre dann für diese Schwierigkeiten denkbar?

Danke für Ihre Antwort und liebe Grüße an Sie und Ihr gesamtes Team. Tina

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:49 pm

Hartmut Göbel

Liebe Tina,

üblicherweise fühlen sich Migränepatienten besser, wenn sie möglichst flach liegen. Bei anderen Kopfschmerzen kann ein erhöhter Oberkörper die Schmerzen verbessern. Dies gilt für den Clusterkopfschmerz oder aber auch bei Kopfschmerzen mit erhöhtem intrakraniellem Druck. Auch bei Kopfschmerz bei arterieller Hypertonie kann durch einen erhöhten Oberkörper im Liegen der Kopfschmerz verbessert werden. Sie sollten also noch einmal sich sorgfältig untersuchen lassen, um zu klären, ob solche Bedingungen vorliegen.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:08 pm

Tobi

Lieber Herr Prof. Göbel,

auch heute möchte ich mich wieder mit einer Frage an Sie wenden.
Im Chat vom November letzten Jahres gaben Sie mir den Rat, die vereinzelte Einnahme von Tizanidin im Akutfall sicherheitshalber in die 10er Regel einzurechnen.
Im Gegensatz dazu antworteten Sie bzgl. der Einnahme von Orthodon, dass hierbei diese Regelung nicht gilt.
Meine Frage lautet nun, worin der Unterschied zwischen diesen Medikamenten besteht, der diese unterschiedliche Handhabung bedingt.

Danke für Ihre Antwort.

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:50 pm

Hartmut Göbel

Lieber Tobi,

eine sichere Aussage ist weder für Tizanidin noch für Ortoton möglich. Ortoton enthält den Wirkstoff Methocarbamol. Es ist ein Muskelrelaxanz, das zentral wirkt, sehr schlecht erforscht ist und eine allgemeine Dämpfung des zentralen Nervensystems bedingt. Studien über die Langzeitwirkung und der Einsatz bei Kopfschmerzen sind nicht bekannt. Aus diesem Grunde kann nicht sicher gesagt werden, ob ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz entsteht. Das Gleiche gilt für Tizanidin. Aus diesem Grunde sollte man sicherheitshalber bei beiden Medikamenten die 10er-Regel anwenden.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:10 pm

Jedida

Lieber Herr Prof. Göbel,

nach einer in Ihrer Klinik durchgeführten Medikamentenpause halte ich nun streng die 20/10 Regel ein. Ich nehme im Migränefall zunächst Naproxen plus Sumatriptan 100. Bisher hat das immer schnell und zuverlässig gewirkt. Gegen Ende der Attacke nehme ich nun nur noch Iboprofen, um die Migräne nicht mit Sumatriptan zu beenden. Ich habe in letzter Zeit das Gefühl, dass Sumatriptan nicht mehr so schnell wirkt, manchmal gar nicht. Kann ich ein anderes Triptan zur “schnellen Beendigung” einer Attacke ausprobieren? Welches können Sie mir empfehlen? Ich habe vor ein paar Jahren Maxalt genommen, fand die Wirkung von Sumatriptan damals aber zuverlässiger und die Nebenwirkungen geringer.
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:51 pm

Hartmut Göbel

Liebe Jedida,

tatsächlich kommt es immer mal vor, dass das Ansprechen auf ein Triptan sich ändert. Es ist dann zu überlegen, ob eine sogenannte Triptan-Rotation, das heißt das Umstellen auf ein anderes Triptan, nicht eine bessere Wirksamkeit erzielen kann. Triptane mit schneller Wirksamkeit sind insbesondere Rizatriptan, Almotriptan, Zolmitriptan oder Eletriptan. Im Einzelfall kann dies jedoch anders sein, daher muss man immer individuell probieren, wie die jeweilige Wirksamkeit ist.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:10 pm

Morgenfrisch

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Göbel,

in Ihrem aktuellen Buch von 2014 (“Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne”) schreiben Sie auf S. 266:

“Aus dem Firmenschwangerschaftsregister leitet sich bislang kein signifikant erhöhtes Fehbidlungsrisiko bei Einsatz von Sumatriptan im ersten Trimenon von über 1000 Schwangerschaften ab (Stand Januar 2013). Für die übrigen Triptane ist die Datenlage ( …) nicht ausreichend. Bis jedoch ausreichend Erfahrungen vorliegen, dürfen Triptane während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden.”

Bezieht sich der letzte Satz auf alle Triptane oder ist Sumatriptan 100 hiervon ausgenommen?

(Im letzten Herbst war ich bis zur 11. SSW schwanger; in dieser Zeit hatte ich leider sehr viel und sehr starke Migräne; in Absprache mit Neurologe und Gyn habe ich auch teils Sumatriptan 100 genommen – “natürlich” mit keinem gutem Gefühl -, da auch Vomex oft nicht geholfen hat oder ich z. B. allein mit dem Auto unterwegs war und kein Vomex nehmen konnte wegen der dann einsetzenden Müdigkeit.)

Vielen Dank für Ihre Antwort!
Susisonne

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 6:53 pm

Hartmut Göbel

Liebe Morgenfrisch,

Sumatriptan war das erste Triptan und es gibt daher sehr lange Erfahrungen über den Einsatz während der Schwangerschaft. Zusammenfassend zeigen die Daten, dass durch die Einnahme von Sumatriptan während der Schwangerschaft kein bedeutsam erhöhtes Risiko besteht. Entsprechend umfangreiche Langzeiterfahrungen für die anderen Triptane bestehen noch nicht. Daher kann deren Einsatz während der Schwangerschaft nicht empfohlen werden. Gleichwohl werden immer wieder Frauen unter der Einnahme verschiedenster Triptane schwanger, die Schwangerschaftsregister werden weitergeführt und im Laufe der Zeit werden hier detailliertere Aussagen möglich sein.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:19 pm

Tessa

Sehr geehrter Herr Dr. Göbel,

im aktuellen migräne magazin wird das neue Therapiegerät VITOS von derFirma cerbotec erwähnt, es wurde auf dem Schmerzongress im vergangenen Oktober vorgestellt!
Was meinen sie dazu? Ist es sinnvoll diese Gerät auszuprobieren? Es gab immerhin eine Studie des Universitätsklinikum München Großhadern!
Bei mir haben bisher alle Prophylaxe Medikamente versagt und vor einem Jahr war ich bei ihnen in Kiel, was mir sehr gut getan hat!! Momentan nehmen meine Anfälle wieder zu. Botulinumtoxin A
habe ich bisher noch nicht verordnet bekommen.
Wäre das Gerät eine Option? Was denken sie darüber?
Vielen Dank für ihre Antwort und die Zeit die sie sich für uns nehmen!

Herzliche Grüße
Tessa

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:06 pm

Hartmut Göbel

Liebe Tessa,

die von Ihnen beschriebene Studie wurde an einer sehr kleinen Patientengruppe durchgeführt. Eine allgemeine Aussage ist nicht möglich, auch gibt es keine mir bekannte Studie, die das Studienergebnis wiederholen konnte. Die Herstellerfirma lässt das Gerät für 30 Tage kostenlos testen. In der Pressemeldung dazu steht, dass es bei Wirkungslosigkeit nach dieser Zeit wieder zurückgeschickt werden kann, ohne dass Kosten entstehen. Aus dieser Sicht scheint es mir begründet, dieses Verfahren auszuprobieren. Wenn bei Ihnen die Kriterien einer chronischen Migräne vorliegen, ist auch die Behandlung mit Botulinumtoxin A eine Therapieoption, die erwogen werden kann.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:25 pm

Harry

Lieber Herr Professor Göbel,

ich habe heute zwei Fragen, die meine akute Kopfschmerzsituation betreffen.

  1. kann man so einfach sagen, dass wenn Triptane fabelhaft und Antidepressiva überhaupt nicht helfen, die Diagnose Migräne lautet?
  2. Weist ein Kopfschmerz der auffällig häufig, zur selben Zeit auftritt (täglich gegen 21 Uhr +/- 1h), diagnosetechnisch in eine bestimmte Richtung?

Vielen Dank für ihre Antworten

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:07 pm

Hartmut Göbel

Lieber Harry,

danke für die präzise Fragestellung. Grundsätzlich kann man aufgrund der Wirksamkeit von Triptanen oder der mangelnden Wirksamkeit von Antidepressiva nicht auf eine spezielle Diagnose schließen. Die Diagnose „Migräne“ wird durch den Kopfschmerzphänotyp, die Erscheinungsweise der Kopfschmerzmerkmale, erfasst. Es gibt Migräneattacken, die durch Triptane nicht zu beeinflussen sind, andererseits gibt es Migräneattacken, die sogar auf wirkstofflose Medikamente (Placebo) ansprechen.

Kopfschmerzen, die zu bestimmten Zeitpunkten auftreten, können diagnostisch in eine bestimmte Richtung weisen. Ein Beispiel ist der sogenannte „schlafgebundene Kopfschmerz“, der aus dem Schlaf heraus auftritt. Auch Clusterkopfschmerzattacken können zu bestimmten Zeiten im festen Rhythmus bestehen. Das gilt auch für Medikamentenübergebrauchskopfschmerzen, die bei einem bestimmten Einnahmeverhalten dann bei nachlassender Wirkung des Medikamentes zu einem bestimmten Zeitpunkt auftreten. Insgesamt gibt es also verschiedenste Möglichkeiten. Allerdings muss im Einzelfall immer genau geklärt werden, welche sonstigen Merkmale der Kopfschmerzen bestehen um zu einer Diagnose zu kommen. Des Weiteren müssen auch noch Untersuchungen verschiedenster Art durchgeführt werden.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:27 pm

Xandrian

Hallo Herr Prof. Dr. Göbel,

meine Migräne habe ich an sich sehr gut im Griff. Behandeln tue ich diese mit Topiramat (2 x 50 mg) sowie einer Akutmedikamentation mit Allegro. Die Häufigkeit der Anfälle schwangt Saisonal zwischen zwei und acht im Monat (letzteres ist eine Hochphase) und ist auch seit Jahren relativ ähnlich. Die Regel sind ca. vier Anfälle.

Die Umstellung auf Allegro erfolgte vor ca. drei Jahren, nachdem Sumatriptan und Novratriptan keinerlei und nur sehr langsame Wirkung gezeigt haben. Auch ein zwischenzeitlicher Versuch mit Sumatriptan hat gezeigt, dass es hier teilweise zehn bis zwölf Stunden dauerte bis eine leichte Wirkung eintritt. Teilweise erfolgte gar keine Besserung durch das Medikament.

In letzter Zeit werden die Attacken “agressiver”. Sprich der Schmerz stärker und das Allegro wirkt hier immer öfters immer schwächer und auch verzögerter. Gewöhnt sich hier der Körper daran?

Meine Befürchtung ist nun, dass hier wieder ein Medikament seine Wirkung mehr oder weniger verliert wie es bereits bei den zwei o. g. der Fall ist. Wenn ja, ist sowas normal und muss man sich darauf einstellen, dass man alle paar Jahre das Medikament wechseln muss weil es einfach keine Wirkung mehr zeigt?

Vielen Dank für Ihre Antwort und schöne Grüße
T. Bauer

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:09 pm

Hartmut Göbel

Lieber Xandrian,

in einem langjährigen Migräneverlauf, insbesondere mit sehr aggressiven Attacken, kann es vorkommen, dass die Migräne nach einer bestimmten Zeit nicht mehr so gut auf ein spezielles Triptan anspricht. Dann ist tatsächlich der Wechsel eines Triptans zu überlegen, die sogenannte Triptan-Rotation. Auch kann man eine veränderte Vorbeugung einstellen, um die Wirksamkeit des Triptans wieder herzustellen. Auch die Kombination des Triptans mit zum Beispiel einem Mittel gegen Übelkeit sowie mit einem entzündungshemmenden Schmerzmittel kann erwogen werden. Häufig ist es weniger das Nachlassen der Wirkung des Medikamentes, als vielmehr die zunehmende Chronifizierung und Aggressivität der eigentlichen Migräneattacken.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:33 pm

Xandrian

Schönen Guten Abend!

Vielen Dank für die Ausführliche Antwort.

Schöne Grüße aus Bayreuth

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:38 pm

Phylli

Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,

schon öfters habe ich gelesen, dass ketogene Ernährung Migräne und Kopfschmerzen lindern kann. Die Gehirnzellen könnten nach einer Adaptationsphase über Ketonkörper versorgt werden.
Die alleinige Reduktion der Kohlenhydrate (Verzicht auf Brot, Nudeln, Reis) brachte wenig Linderung. Allerdings war die zugeführte KH-Menge durch den Verzehr von Gemüse und Obst zu hoch, um in Ketose zu gelangen.
Wäre es aus Ihrer Sicht ratsam, die Aufnahme der Kohlenhydrate weiter zu reduzieren?

Ich leide seit vielen Jahren unter Migräne, Spannungskopfschmerz und MÜK (inzwischen tägliche Einnahme von Schmerzmitteln oder/und Triptanen). Im Oktober wurde ich in Ihre Klinik überwiesen und suche nach einem Weg, die Zeit bis zur Aufnahme zu überbrücken, da ich selbst nachts durch die Schmerzen aufwache und erneut Medikamente nehmen muss.

Vielen Dank für Ihre Antwort und herzliche Grüße aus Sachsen.

Phylli

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:14 pm

Hartmut Göbel

Liebe Phylli,

es ist kein wissenschaftlicher Nachweis bekannt, dass irgendeine Art von Diät oder eine bestimmte Ernährungsweise die Migräne verbessern kann. Dies gilt insbesondere für die ketogene Ernährung. Die Reduktion von Kohlenhydraten ist nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen für eine Migräne abträglich. Das Nervensystem benötigt eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr, um in den Nervenzellen die entsprechende Energie umsetzen zu können.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 12:38 pm

Lulu

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Göbel,

ich habe am Montag, 09.02.15, zum zweiten Mal Botolinum Toxin gespritzt bekommen. Seit Dienstag habe ich immer noch Probleme mit meinem Nacken – kann den Kopf nicht ohne Schmerzen nach unten und seitwärts bewegen. Ebenso bekam ich ab Mittwoch wieder für zwei Tage eine heftige Migräneattacke, die mich völlig lahmlegte. Sind die Nackenschmerzen nach einer Woche noch im Normbereich und muss ich nach jedem Spritzen damit rechnen, dass a) eine MIgräneattacke dieser Art immer wieder auftritt und b) die Probleme mit dem Nacken ebenfalls?

Vielen Dank für Ihre Antwort!

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:15 pm

Hartmut Göbel

Liebe Lulu,

Muskelschmerzen nach der Behandlung mit Botulinumtoxin sind die häufigste Nebenwirkung. Sie können dadurch erklärt werden, dass schmerzvermittelnde Substanzen, die vorher in den überaktivierten Muskelfasern eingeschlossen waren, durch die Entspannung in den Muskel freigesetzt werden und dort den muskulären Schmerz bedingen. In der Regel dauert dieses Phänomen etwa 10 bis 14 Tage an, dann sind diese Stoffe abgebaut und die Wirkung von Botulinumtoxin setzt ein. Grundsätzlich ist das Auftreten von Muskelschmerzen im Sinne eines Muskelkatergefühls ein eher positives Zeichen und bedeutet, dass die Wirkung der Behandlung einsetzt.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 1:10 pm

Catingrid

Schönen guten Tag Hr. Dr. Göbel!

Ich leide seit über dreißig Jahren unter Migräne und Spannungskopschmerzen und zuletzt obendrauf noch unter MÜK. Habe mich daher bei ihnen in der Klinik behandeln lassen und bin wirklich mehr als zufrieden mit der Behandlung, ihrem kompetenten und freundlichem Ärzteteam und ihrem funktionierenden Konzept!

Seit einer Woche bin ich nun aus ihrer Klinik wieder zuhause und habe erfolgreich die Schmerzmittelpause weitergeführt. Ich bin mehr als glücklich aus dem MÜK raus zu sein.
Nun meine Frage:
Ich bin in ihrer Klinik auf Trimipramin 50 mg eingestellt worden, nachdem ich von Doxepin viel zu müde wurde und massiv Kreislaufprobleme bekam. Das Trimipramin vertrage ich dahingehend besser, aber ich leide seidem fast jede Nacht unter fürchterlichen Albträumen. Ich habe daher die Dosierung auf 25 mg herabgesetzt seit drei Nächten. Jetzt schlafe ich wieder besser. Ich möchte wissen, ob die geringere Dosierung von 25mg ausreichend funktionieren kann gegen Schmerzen oder ob ich langsamer wieder versuchen solte aufzudosieren auf 50mg. Oder ob ein Wechsel zu einem anderen Antidepressivum angezeigt wäre und welches würden sie mir dann empfehlen.

Vielen Dank im Voraus und scöne Grüße aus Berlin von Ingrid

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:18 pm

Hartmut Göbel

Liebe Catingrid,

vielen Dank für Ihre Kommentierung und Ihre Ausführungen. Ich hoffe sehr, dass sich zunehmend eine weitere Stabilisierung einstellt. Sehr häufig treten im Rahmen einer Medikamentenpause, insbesondere in den ersten 10 bis 14 Tagen, starke Umstellungsprobleme auf. Viele Patienten verwechseln die Symptome während einer Medikamentenpause mit Nebenwirkungen der neu eingesetzten Medikamente. Es ist manchmal sehr schwer verständlich zu machen, dass gerade die Problematik einer Medikamentenpause durch den übermäßigen Einsatz von Akutmedikamenten im Vorfeld entstand, nicht jedoch durch die Begleittherapie oder die neue vorbeugende Therapie bedingt ist.

Die massiven Kreislaufprobleme müssen also nicht durch Trimipramin bedingt gewesen sein, sondern sind sogar typisch während einer Medikamentenpause. Gleichwohl kann durch das Umsetzen eine Besserung der Situation erzielt werden. Oft ist es auch so, dass in den ersten Tagen und Wochen der Neueinstellung auf ein vorbeugendes Medikament nur Nebenwirkungen verspürt werden, die Wirkung erst längerfristig dann einsetzt. Auch dieses führt häufig zu Missverständnissen. Auch Albträume und Schlafstörungen sind typische Nebenwirkungen einer Medikamentenpause. Es ist anzunehmen, dass diese sich mit der Zeit verbessern und wieder ein normales Schlafverhalten ohne Störung durch Albträume entsteht. Grundsätzlich sollte ein häufiger Wechsel der Begleitmedikation zur Vorbeugung nicht erfolgen, die Wirkung wird dadurch oft verspielt und es kann keine zuverlässige Aussage über die Wirksamkeit erhalten werden. Die Dosierung von 25 mg ist ausreichend, wenn sie konsequent über 3 bis 6 Monate durchgeführt wird. Allerdings muss im Einzelfall dies immer geklärt werden. Es ist jedoch besser, man hat eine niedrige Dosierung, als dass man mit einer höheren Dosierung nicht zurecht kommt und sie dann zu früh absetzt.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:29 pm

Catingrid

Vielen lieben Dank für Ihre erhellenden Erklärungen Hr. Göbel. Dann kann/werde ich jetzt beruhigt bei dem Trimipramin bleiben.

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 1:14 pm

Alice15

Sehr geehrter Herr Dr. Göbel,
2 Fragen habe ich bitte an Sie:
vor und während einer Migräneattake bilden sich bei mir unter der Kopfhaut entzündliche Stellen, die empfindlich und schmerzhaft sind. Die Stellen breiten sich aus und verdichten sich dann zu einer Erhebung, wie ein Pickel, schmerzhaft und leicht rötlich. Beim Aufkratzen, wie bei einem Hautpickel, kommt etwas Blut heraus. Dann klingt es ab. Es ist sehr unangenehm, entzündlich und ein Fremdkörpergefühl. Bisher habe ich nur bei Oliver Sacks davon gelesen. Gibt es ein Mittel um dies abzuschwächen, ausser Eis?
Bei Wetterwechsel tritt häufig die Migräne auf, gibt es eine Möglichkeit die Wetterfühligkeit zu lindern, oder zu heilen.
Ich habe z.zt. bis 6 Migräneattacken im Montag und vertrage keine mediziniesche Porophylaxe. Ich nehme Naratriptan.
Vielen Dank

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:23 pm

Hartmut Göbel

Liebe Alice,

Ihre Beschreibung ist sehr ungewöhnlich und lässt sich ohne direkte Untersuchung nicht einordnen. Die Beschreibung von Oliver Sacks ist mir nicht bekannt, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir hier die genaue Literaturangabe zusenden könnten. Migräne bei Wetterwechsel kann durch Verhaltensmaßnahmen als auch durch medikamentöse vorbeugende Maßnahmen gelindert werden.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 1:21 pm

Evken

Sehr geehrter Herr Prof Göbel,
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Hörstürzen bzw.dem Risiko einen Hörsturz zu bekommen und Migräne?
Ich hatte vor Jahren einen Hörsturz (während meiner Periode mit anschließender Migräne) und seit 2 Tagen habe ich so ein dumpfes Gefühl auf dem rechten Ohr (erinnert mich an den Hörsturz). Habe gerade meine Periode und Migräne ist im Anmarsch!
Ist Ihnen da etwas bekannt?
Meine Schwester und mein Bruder hatten auch schon einen Hörsturz in vergangener Zeit!
Stress habe ich gerade gar keinen. Das kann als Ursache ausgeschlossen werden.
Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft Fragen von uns headbookern zu beantworten.
Ich bin unglaublich dankbar für dieses Forum!!!

Liebe Grüsse
Eva

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:24 pm

Hartmut Göbel

Liebe Evken,

ein Zusammenhang zwischen Tinnitus und Hörsturz sowie der Migräne ist bekannt. Auch aus diesem Grunde sollte eine Migräne ernstgenommen und wirksam behandelt werden, insbesondere sollte eine ausreichende Vorbeugung realisiert werden.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 1:23 pm

Ilona

Lieber Herr Prof. Göbel!
Habe mich im Oktober 2014 mit Botox behandeln lassen. Meine Migräneanfälle reduzierten sich deutlich. Bei den letzten Attacken halfen mir leider die Triptane (Ascotop 5mg nasal, oder Sumatriptan 100mg) nicht mehr. Ist so etwas nach einer Botoxbehandlung bekannt?
Ebenso hat sich mein Schmerzbild (Kopfschmerzen nun vom Hinterkopf aus beginnend) verändert.
Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße nach Kiel, Ilona

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:25 pm

Hartmut Göbel

Liebe Ilona,

Botulinumtoxin hat keinen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit von Triptanen. Es kann immer wieder vorkommen, dass ein Triptan trotz längerer guter Wirksamkeit nicht ausreichend wirksam ist. Grundsätzlich gilt, dass von 10 behandelten Attacken bestenfalls nur 8 bis 9 Attacken ansprechen. Man sollte sich daher durch eine Wirkungslosigkeit nicht aus dem Konzept bringen lassen. Es ist möglich, dass durch die Behandlung mit Botulinumtoxin das Kopfschmerzbild sich verändert.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 1:58 pm

Petra

Lieber Prof. Göbel,

da man bei Basilarismigräne keine Triptane nehmen darf, welche Medikamente schlagen Sie vor bei akuten Anfällen? Gegen Kopfschmerz? Gegen starken Dreh-/Schwankschwindel? Und als Vorbeugung?
Warum gibt es z. B. auch auf euerer homepage so wenige Informationen über Basilarismigräne? Diese Migräneart ist gar nicht so selten. Seit ich ein paar eigene Erfahrungsberichte meiner Basilarismigräne auf meine homepage gestellt habe, bekomme ich viele Mails von anderen Menschen, die diese Diagnose nach langen Irrwegen bekommen haben und die auch sehr verzweifelt waren, dass man über diese Migräneart so wenig Informationen bekommt und auch Ärzte (Hausärzte und sogar Neurologen) diese Krankheit gar nicht wirklich kennen und Triptane verschreiben, die hier Schlaganfälle auslösen können, weil sie gefäßverengend sind.

Viele Grüße von Petra

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:27 pm

Hartmut Göbel

Liebe Petra,

bei Basilarismigräne, oder wie wir heute sagen Migräne mit Hirnstammaura, sollte man kein Triptan einnehmen. Grund dafür ist, dass die Arteria basilaris lebenswichtige Regionen im Hirnstamm versorgt. Diese Arterie ist nicht paarig angelegt, d.h. es gibt keine rechte oder linke Arteria basilaris wie bei anderen Arterien des Großhirns. Aus Sicherheitsgründen wird daher von der Einnahme von Triptanen bei einer Basilarismigräne abgeraten. Möglich ist die Einnahme von nicht gefäßaktiven Medikamenten, beispielsweise von nichtsteroidalen Antirheumatika wie Aspirin, Ibuprofen, Naproxen, alternativ kann auch Novaminsulfon oder Diclofenac eingesetzt werden.

Die Behandlung der Arteria basilaris beschreibe ich sowohl auf unserer Homepage als in meinen Büchern und Veröffentlichungen. Im Vergleich zu vielen anderen Migräneformen ist die Basilarismigräne eine seltene Unterform. In Hinblick auf die vielen Menschen, die jedoch von der Migräne insgesamt betroffen sind, ist auch die Basilarismigräne zweifelsfrei keine Rarität. Es ist daher richtig darauf hinzuweisen, dass mehr Aufklärung und Information notwendig ist.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 2:15 pm

Thomas

Sehr geehrter Herr Prof. Göbel,

vielen Dank dafür, dass Sie sich Zeit nehmen, uns Schmerzpatienten zu helfen.

Kann nach 20 Jahren mit NDPH Kopfschmerz ohne Übelkeit, NDPH Übelkeit ohne Erbrechen verursachen? Essen hat keine Auswirkungen auf die Übelkeit.
Wenn ja, wie wird diese behandelt?
Bisher ohne Erfolg genommene Medikamente: Iberogast, Ranitidin, Domperidon, Pantoprazol, diverse Probiotikas, Doxepin. Dimenhydrinat lindert zwar die Übelkeit, führt aber bei mir zu einer zu starken Müdigkeit.
Alle Untersuchungen beim Gastroenterologe waren ohne Befund. Es bestehen keine Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Eine Magen- und Darmspiegelung wurde vor ca. 2 Jahren durchgeführt. Auf eine Gewebeprobe wurde verzichtet, da der Magen und Darm gut aussahen.
Auch ein 2-monatiges Absetzen der Medikamente (Opioid) führte zu keinem Erfolg. Vor ca. 1 Monat wurde mit Absprache meines neuen Gastroenterologe Tilidin retard durch DHC retard ersetzt. Dadurch hat der permanente Durchfall aufgehört. Ich kann wieder alles Essen ohne Bauch- und Darmschmerzen. Die Übelkeit wurde kaum besser. Leider wirkt das DHC gegen meine Schmerzen nicht so gut wie das Tilidin.

Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Thomas

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:38 pm

Hartmut Göbel

Lieber Thomas,

der neu aufgetretene tägliche Kopfschmerz (NDPH) läuft wie ein chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp ab. Übelkeit und Erbrechen gehören nicht zu den typischen Symptomen. Die Behandlung mit Opioiden sollte vermieden werden. In der Regel gilt, dass ein Behandlungskonzept ähnlich wie beim chronischen Spannungskopfschmerz am ehesten zielführend ist. Gleichwohl ist diese Kopfschmerzform sehr hartnäckig, häufig chronisch und nur schwer therapeutisch zu beeinflussen. Aufgrund Ihrer Ausführungen ist der genaue Behandlungsverlauf nicht eindeutig zu kommentieren. Möglicherweise wurde bei Ihnen jedoch durch den vielfältigen Einsatz von Opioidanalgetika ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz bedingt. Ich würde Ihnen vorschlagen, sich noch einmal in einer spezialisierten Kopfschmerzbehandlungseinrichtung vorzustellen und das Problem dort diagnostizieren und behandeln zu lassen.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 4:18 pm

Claudia-Sibylle

Lieber Herr Professor Dr. Göbel ,
herzlichen Dank im voraus für ihren liebevollen Einsatz , all unsere Fragen zu beantworten.
Meine chronische Migräne war in den letzten Wochen besonders schlimm. Als zusätzliche Variante habe ich heftige Empfindungsstörungen an den Schläfen und um die Augen herum bekommen. Können diese Störungen von der Migräne kommen, oder liegt die Ursache vielleicht woanders? Da diese auch sehr unangenehme Schmerzen verursacht haben, stellt sich die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, diese zu therapieren.

Mit freundlichen Grüßen!
Claudia-Sibylle

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:40 pm

Hartmut Göbel

Liebe Claudia-Sibylle,

die ausgeprägten Empfindungsstörungen wie z.B. Überempfindlichkeit oder Muskelschmerzen im Bereich der Schläfen und um die Augen herum können mit der chronischen Migräne einhergehen. Wichtig ist eine möglichst effektiv wirksame Vorbeugung einzusetzen. Leider sind die Möglichkeiten bei der chronischen Migräne limitiert. In der Regel sind die medikamentösen Behandlungsverfahren bei der episodischen Migräne nicht nachhalting wirksam, sonst würde ein chronischer Migräneverlauf ja nicht eingetreten sein. Sollte eine Behandlung mit Botulinumtoxin bisher bei Ihnen nicht durchgeführt worden sein, könnte diese erwogen werden.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 4:57 pm

Trompete29

Sehr geehrter Herr Dr. Göbel,
In der Sendung “die Ernährungsdocs” wurde die Behauptung aufgestellt, dass Migräniker Kohlenhydrate meiden/einschränken sollten. Stimmt das nach Ihrer Erfahrung/Ihrem Wissen??
In einer Radio-Sendung zum Thema Migräne wurde gesagt, 2-3 Attacken im Monat seien viel!
Stimmt das? ist dann schon eine Prophylaxe mit Beta-Blockern angezeigt?? Bei so wenigen Attacken wäre ich glücklich! Danke für eine Antwort.

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:43 pm

Hartmut Göbel

Liebe Trompete,

die Aussagen in der Sendung waren etwas missverständlich. Einerseits wurde geraten, die Ernährung mit Kohlenhydraten einzuschränken, andererseits wurde empfohlen, den Verzehr von Gemüse und Ähnlichem zu erhöhen. Missverständlich war hier wahrscheinlich, dass es verschiedene Arten von Kohlenhydraten gibt. In den Nervenzellen werden Kohlenhydrate in Energie umgesetzt. Das Gehirn setzt während der normalen Funktionsweise nur Kohlenhydrate für den Energiestoffwechsel ein. Daher ist jedes Gehirn, insbesondere das Gehirn von Migränepatienten, auf eine ausreichende Versorgung mit Kohlenhydraten angewiesen.

Bei der Ernährung kommt es jedoch darauf an, vollwertige Kohlenhydrate aufzunehmen. Diese sind z.B. in Kartoffeln, Reis, Backwaren, Vollkornbrot, Müsli, Haferflocken oder Vollkornnudeln enthalten. Vermieden werden sollten jedoch minderwertige Kohlenhydrate wie z.B. Nussnougatcreme, Marmelade, Süßwaren, Milchschokolade und Fruchtgummi. Dies wurde in der Sendung nicht klar verdeutlicht, mehreren ist daher das Missverständnis aufgefallen.

2 bis 3 Migräneattacken im Monat können viel sein, wenn die einzelne Attacke 3 Tage oder länger anhält. Dann sind Sie schnell bei 9 bis 12 Tagen. Wenn jedoch diese Attacken z.B. auf ein Migränemedikament innerhalb von 30 Minuten ansprechen, ist die Migräne relativ harmlos und lässt sich gut kontrollieren. Denken Sie immer, dass bei Aussagen in Medien die Dinge in der Regel vereinfacht dargestellt werden und nicht für den jeweiligen Einzelfall gelten. In den heutigen 2 bis 3 Minutenbeiträgen ist einfach kein Platz, um das Informationsbedürfnis von Migränepatienten und deren Anspruch auf detaillierte Informationen zu erfüllen.

Auch der Einsatz von einem medikamentösen Prophylaktikum hängt ganz vom Verlauf und den Merkmalen der jeweiligen Anfälle ab sowie von der Zeitdauer der jeweiligen Migräneattacken. Haben Sie 2 bis 3 schwerste Migräneattacken, z.B. mit schweren Hirnstammauren und unstillbarem Erbrechen sowie einer Dauer von 3 Tagen, kann dies mehr als ausreichend eine intensive Vorbeugung bedingen. Haben Sie jedoch genauso viele Attacken und können diese mit der Gabe von 2 Tabletten Aspirin kupieren, ist eine völlig andere Situation gegeben.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 5:28 pm

Zuckerschaukel

Sehr geehrter Proffessor Göbel,

vielen Dank für diese Möglichkeit, Ihnen Fragen zu stellen.
Ich habe eine Frage zur Akutbehandlung:
Ich hatte jahrelang Paracetamol 500 zum Triptan als Wirkverstärker eingenommen. Es hat gut in Kombination gewirkt aber nicht sehr lang angehalten. So habe ich in einem Anfall von 72 h manchmal 6 Paracetamol gebraucht und da ich chronische Migräne habe, komme ich dann auf sehr viele Paracetamol.

Sie hatten mir deshalb in der Schmerzklinik geraten, stattdessen Arcoxia 60mg einzunehmen (Naproxen vertrage ich nicht). Ich habe auch schon alle Triptane durchprobiert- bei keinem greift die Kombination mit Arcoxia nicht so gut wie mit Paracetamol.
Aber ich hatte mich an Arcoxia gehalten, weil Sie sagten es schädigt die Leber nicht wie Paracetamol.

Mein Neurologe sieht es jedoch anders als Sie. Er rät mir wieder Paracetamol zu nehmen, denn es könne zwar die Leber schädigen, aber Arcoxia könne das Herz schädigen. Das Risiko wäre bei beiden gleich hoch und da Paracetamol besser wirke solle ich es doch wieder nehmen.

Ich wollte jetzt gern nochmal Rücksprache mit Ihnen halten, weil ich Ihre Kompetenz sehr schätze und sie Ihre Meinung doch sehr deutlich vertreten hatten.
Herzlichen Dank und einen schönen Abend!
Zuckerschaukel

 

 

schrieb am 16. Februar 2015 um 7:50 pm

Hartmut Göbel

Liebe Zuckerschaukel,

das spezielle Vorgehen hängt wesentlich davon ab, an wie viel Tagen Sie das von Ihnen beschriebene Einnahmeverhalten benötigen. Wenn dies 1-2x im Monat auftritt, kann man erwägen, so vorzugehen. Aus Ihren Schilderungen und den Verweis auf die chronische Migräne ist jedoch zu vermuten, dass dies wesentlich häufiger der Fall ist. Möglicherweise besteht auch ein Überschreiten der 10-Tage-Regel und diese Art der Einnahme kann eine Chronifizierung in einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz bedingen.

In erster Linie sollte versucht werden, eine optimierte Wirksamkeit durch das Triptan alleine anzustreben. Es kann erwogen werden, das Triptan zu wechseln. Auch eine Erhöhung der Einzeltriptandosis ist möglich. So gibt es z.B. von Zolmitriptan 2,5 mg und auch 5 mg Tabletten. Auch das Medikament Relpax kann nicht nur mit 40 mg sondern auch mit 80 mg eingesetzt werden. Zwar ist in Deutschland nur die 40 mg Tablette zugelassen, in anderen Ländern wie z.B. in der Schweiz gibt es auch eine Tablette zu 80 mg.

In erster Linie sollte idealerweise versucht werden, durch eine Monotherapie, d.h. durch Gabe eines einzelnen Medikamentes, die Wirkung zu optimieren. Erst wenn dies nicht möglich ist, kann eine kombinierte Behandlung erwogen werden. Die regelmäßige Einnahme von hohen Dosierungen von Paracetamol würde ich persönlich in erster Linie zu vermeiden versuchen. Jedes Medikament kann Nebenwirkungen haben, auch Arcoxia kann tatsächlich bei hohem Blutdruck oder bei Herzerkrankungen problematisch sein. Es kommt daher immer auf den Einzelfall an, welche zusätzliche Medikation erwogen werden muss. Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass durch eine Anpassung der vorbeugenden Therapie die Wirksamkeit der Monotherapie weiter ausgebaut werden kann.

Für Arcoxia spricht die bessere Magenverträglichkeit bei längerer Einwirkung. Insgesamt gibt es also viele Optionen, die individuell angepasst werden müssen.

Freundliche Grüße
Hartmut Göbel