Nach einer aktuellen Umfrage klagen in der kalten Jahreszeit fast doppelt so viele Bundesbürger über Rückenschmerzen. Die häufigsten Formen von Rückenschmerzen gehören zu einem gesunden Leben. Sie können uns vor Passivität bewahren und motivieren uns zu aktiverem und gesünderem Verhalten. Als unspezifische Rückenschmerzen stellen sie meist keine eigenständige Erkrankung dar. Oft besteht die Ansicht, dass Rückenschmerzen immer durch Bandscheibenschäden oder Abnutzung von Wirbelkörpern entstehen. Rückenschmerzen sind jedoch ganz überwiegend das Signal des Körpers und unseres Schmerzabwehrsystems, dass wir zu wenig aktiv waren. Das gilt gerade für die Wintermonate. Wir setzen uns bequem in die Sessel, gehen nicht nach draußen, treiben weniger Sport und sind weniger körperlich aktiv. Die Muskulatur bleibt passiv.

Bewegungsarmut führt sehr schnell zu Rückenproblemen. Geht man nicht, geht es auch bald nicht mehr gut. Und die Frage “Wie gehts” kann nicht positiv beantwortet werden. Der Körper signalisiert uns „steh auf und tue etwas, beweg Dich, lauf los“. Aus dieser Sicht sind Rückenschmerzen ein positives Signal: „Steh auf und geh“. Schon eine Viertelstunde Gymnastik oder eine halbe Stunde Spaziergang können ausreichen, der Bewegungsarmut entgegenzuwirken und die Rückenschmerzen zu beseitigen. Es ist nicht die Überforderung, die Rückenschmerzen bedingt, sondern die Unterforderung. Es geht um die Stabilisierung der Tiefenmuskulatur und die Entlastung einseitig belasteter kleiner Wirbelgelenke. Entspanntes Laufen, Yoga und Qi Gong können hier wirksam eingreifen, die Arbeit an Trainingsmaschinen und die übermäßige einseitige Belastung dagegen können sogar Rückenschmerzen auf Dauer unterhalten.

Bewegungsmangel ist zweifelsfrei die häufigste Ursache von Rückenschmerzen. Übergewicht verstärkt diesen Faktor noch mehr. Ein erhöhtes Gewicht belastet den Bewegungsapparat, Sehnen, Muskeln und Gelenke. Dies führt verstärkt zu Rückenschmerzen. So werden die Rückenschmerzen durch immer mehr Faktoren gleichzeitig verstärkt. Es entsteht quasi ein Teufelskreis. Der Bewegungsmangel bedingt gleichzeitig einen zu geringen Verbrauch an Kalorien. Es entsteht Übergewicht. Dieses wiederum bedingt mehr Rückenschmerzen und Passivität. Körperliche Schonung schließt den Kreis und die Lawine rollt.

Vorbeugung muss diesem Teufelskreis entgegenwirken. Mehr Bewegung führt zu geringerem Körpergewicht, zur Kräftung der Muskeln, die Bandscheiben werden mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt und gleichzeitig werden noch Kalorien verbrannt. Dies führt zu weniger Körpergewicht, weniger Rückenschmerzen und mehr körperlichem und psychischem Wohlbefinden. Eine kohlenhydratreiche mediterrane Ernährung kann dabei helfen. Viel Obst, Gemüse, Fisch, Pflanzenöl und Nüsse führen nicht nur zu einer Aktivierung des körpereigenen Schmerzabwehrsystems, auch die geistige Leistung und Frische werden verbessert. Neue Studien zeigen sogar, dass eine geringere Demenzrate bei Menschen mit dieser Ernährungsform einhergeht.

Das sogenannte Sonnenschein-Vitamin-D wird ebenfalls mit Rückenschmerzen in Verbindung gebracht. Studien zeigen, dass über 80% von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich einen Mangel an Vitamin D aufweisen. Bei zusätzlicher Einnahme von Vitamin D konnten die Beschwerden gebessert werden. Auch hier zeigt sich wieder der Zusammenhang zwischen Passivität, Bewegungsmangel, zu geringer Aktivität im Freien und reduzierter Aufnahme von Sonnenlicht.

Gerade im Winter ist es jedoch wichtig, die Muskulatur nicht auskühlen zu lassen, sich vor Kälte zu schützen, warme Kleidung zu tragen und eine konstante moderate Erwärmung der Muskulatur zu gewährleisten. Bei einem warmen Muskel sind die Muskelfasern locker, die Blutgefäße sind geöffnet, der Stoffwechsel im Muskel kann geregelt ablaufen. Kühlt der Muskel jedoch ungeschützt aus, entstehen Verspannungen der Muskulatur, reaktiv werden die Muskelfasern aktiviert, die Blutgefäße verengen sich und der Stoffwechsel wird gebremst. Schmerzbotenstoffe können so nicht abtransportiert werden. Der ausgekühlte Muskel führt zudem zu einseitiger angespannter Schutzposition mit Druck auf Gelenke und Sehnen.

Die richtige Portion Bewegung ist das wichtigste Mittel, um Rückenschmerzen vorzubeugen. Deshalb sollte man sich gerade auch bei Kälte und Dunkelheit in den Wintermonaten aufraffen, an die frische Luft zu gehen. Einen Spaziergang in der Mittagssonne sollte man sich täglich gönnen, auch wenn er nur 15 Minuten dauert. Ein Schutz vor Kälte durch warme Kleidung ist dabei Bedingung. Ein warmes, entspannendes Bad am Abend, Schwimmen, Yoga, Qi Gong und ein Saunabesuch tun den verspannten Muskeln ganz besonders im Winter gut.