Einsatz von Triptanen in der Attackentherapie der Migräne

Auch wenn in umfangreichen Studien viele Anstrengungen unternommen wurden, Vor- und Nachteile der einzelnen Substanzen herauszuarbeiten, ist es für die Praxis ausreichend, die Triptane in 3 Gruppen einzuteilen:

Gruppe 1:    sehr schnelle und sehr starke Wirkung, aber kurze Wirkdauer und höheres Nebenwirkungspotential

  • Sumatriptan 6 mg s.c. (Imigran Inject)
  • Sumatriptan-Hormosan Inject 6 mg s.c.
  • Sumatriptan MigraPen Inject 3 mg s.c.

 

Gruppe 2:    ausgeglichenes Wirkprofil zwischen Wirkung und Verträglichkeit sowie Wirkgeschwindigkeit und Wirkdauer

  • Almotriptan 12,5 mg Tbl. (Almogran, als Dolortriptan rezeptfrei)
  • Eletriptan 40 mg Tbl. (Relpax)
  • Rizatriptan 10 mg Tbl./ 10 mg Schmelztablette (Maxalt)
  • Sumatriptan 100 mg Tbl. (in der Dosierung mit 50 mg freiverkäuflich in Apotheken erhältlich)/ 20 mg nasal (Imigran) 
  • Zolmitriptan 5 mg Tbl./ 5 mg Nasenspray (AscoTop)

Die nicht aufgeführten Darreichungsformen mit niedrigerer Dosis, d.h. Eletriptan 20 mg Tbl., Rizatriptan 5 mg Tbl./Schmelztablette, Sumatriptan 50 mg Tbl., Sumatriptan 10 mg nasal und Zolmitriptan 2,5 mg Tbl./Schmelztablette sind jeweils tendenziell schwächer wirksam bei weniger Nebenwirkungen als die höhere Dosis.

 

Gruppe 3:    anhaltende Wirkung und sehr gute Verträglichkeit, geringe Wiederkehrkopfschmerzrate, aber eher langsamerer Wirkeintritt

  • Frovatriptan 2,5 mg Tbl. (Allegro)
  • Naratriptan 2,5 mg Tbl. (Naramig, als Formigran rezeptfrei)

Der Behandlungserfolg bei Einsatz von Triptanen kann optimiert werden, wenn folgende Punkte beachtet werden:

  • Triptane können auch bei bereits fortgeschrittenen Migräneattacken effektiv sein, aber auch bei den Triptanen gilt: Je früher in der Migräneattacke eingenommen, um so vollständiger und anhaltender ist der Behandlungserfolg. Die Einnahme sollte jedoch erst nach Abklingen einer eventuellen Aura mit Beginn der Kopfschmerzphase erfolgen.
  • Wirkt ein Triptan in einer Migräneattacke nicht, ist die Wiederholung der Einnahme des Triptans in der gleichen Attacke in der Regel auch nicht wirksam, sofern die Startdosis gleichzeitig die empfohlene Höchstdosis der Einmalgabe war (z.B. Sumatriptan 100 mg oral oder Sumatriptan 6 mg s.c.). Beginnt der Patient jedoch mit einer niedrigen Dosis, z.B. Sumatriptan 50 mg oral oder Eletriptan 20 mg oral, kann eine Wiederholung der Einnahme nach ca. 2 Stunden in der Praxis durchaus noch eine Linderung bringen. In folgenden Attacken empfiehlt es sich dann jedoch, primär eine höhere Startdosis zu wählen.
  • Ist ein Triptan auch bei wiederholter Anwendung nicht effektiv, bedeutet dies bei einem Patienten nicht eine grundsätzliche Unwirksamkeit von Triptanen. In diesem Fall sollte ein Triptan aus einer Gruppe mit höherer Wirksamkeit (s.o.) gewählt werden. Endgültig Aufschluss über die individuelle Wirksamkeit von Triptanen bringt schließlich ein Therapieversuch mit Sumatriptan s.c.
  • Die Sicherheit von Triptanen ist sehr gut, sofern die Kontraindikationen – hier insbesondere jegliche Durchblutungsstörungen – beachtet werden.
  • Triptane sollten aufgrund einer noch unzureichenden Datenlage zur Sicherheit in der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. In der Stillzeit ist nach Einnahme eines Triptans eine Stillpause von 24 Stunden erforderlich.
  • Bei Auftreten von Wiederkehrkopfschmerzen ist eine nächste Dosis eines Triptans in der Regel wieder genauso effektiv, wie die vorherige. Die Einnahme sollte aber nicht häufiger als zweimal in 24 Stunden erfolgen. Berichten Patienten regelmäßig über Wiederkehrkopfschmerzen, sollte zunächst ein langwirksames Triptan wie z.B. Naratriptan oder Frovatriptan erprobt werden. Alternativ bewährt hat sich in diesen Fällen auch die Kombination von Triptanen mit einem langwirksamen nichtsteroidalen Antiphlogistikum wie z.B. Naproxen.
  • Die Kombination eines Triptans mit einem Antiemetikum ist möglich, um die Resorption zu verbessern.
  • Kopfschmerzakutmedikation und damit auch Triptane sollten insgesamt nicht häufiger als an 10 Tagen im Monat eingesetzt werden, um einer Häufung der Migräneattacken und in letzter Konsequenz der Entstehung von MÜK (Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz) entgegenzutreten. Für Patienten mit häufigen Attacken bedeutet dies, eventuell auch einmal Migräneattacken unbehandelt durchstehen zu müssen. Die Praxis zeigt jedoch, dass nach einer unbehandelten Attacke das beschwerdefreie Intervall häufig deutlich länger ist, als nach einer (erfolgreich) behandelten Attacke.
  • Triptane waren zunächst erst ab dem 18. Lebensjahr zugelassen. Kontrollierte Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass insbesondere Sumatriptan 10 mg nasal und AscoTop 5 mg nasal zuverlässig wirksam und gut verträglich sind, so dass diese Darreichungsformen nun offiziell ab dem 12. Lebensjahr zur Anwendung kommen können.

Der richtige Umgang mit Triptanen und Schmerzmedikamenten

Wie Sie inzwischen wissen, kann die häufige Einnahme von Medikamenten (Triptane, Schmerzmedikamente) selbst einen Kopfschmerz auslösen und verschlimmert die Problematik primärer Kopfschmerzarten wie Migräne und Spannungskopfschmerz.

Daher halten Sie sich an die 10er-Regel, die besagt, dass nur an 10 Tagen im Monat Schmerzen behandelt werden sollten. An 20 Tagen sollten keinerlei Triptane oder Schmerzmedikamente eingenommen werden, damit man keinen MÜK (Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz) riskiert.

Bestehen mehr als 10 Schmerztage im Monat, sollten verhaltenstherapeutische Maßnahmen konsequenter eingesetzt werden. Ebenso wäre eine medikamentöse Prophylaxe zu überlegen oder eine bereits bestehende zu optimieren.

Besteht ein Status migraenosus (mehr als 3 Migränetage in Folge), kann dieser mit einigen Kortisontagen beendet werden. Diese Maßnahme sollte allerdings nur alle paar Monate und immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt ergriffen werden.

Nun noch ein Wort zum richtigen Verhalten während einer Attacke. Das gut wirkende Triptan hilft Ihnen, trotz Attacke Ihren geplanten Tagesablauf weiterführen zu können. Man muss dabei aber immer bedenken, dass die Attacke ja im Hintergrund weiterläuft. Zieht man sich während der Attacke nicht zurück und macht einfach weiter, muss das Gehirn trotzdem weiterhin die Reize verarbeiten, die ja vorhin schon zu viel waren. Eben aus diesem Grund wurde die Attacke ausgelöst. Dies bedeutet eine weitere Belastung des sowieso schon überstrapazierten Nervensystems. Dass dieser Kreislauf nicht gesund ist, die Schmerzerkrankung verschlechtert und auch chronifizieren lassen kann, ist sicher jedem klar. Daher wäre es sehr zu empfehlen, während der Attacke dem Nervensystem die nötige Ruhe zu gönnen, die es sich eigentlich einfordert. Dass dies im Berufsleben oft nicht realisiert werden kann, ist klar, doch manchmal wäre es schon möglich, aber es wird weiter im Hamsterrad gedreht.